…in einem Podcast (vom 15.01.2017, 54 Minuten) als auch in nachlesbaren Manuskripten.
Dem Deutschlandfunk ist ein für mich sehr wohltuender und gelungener Rundumschlag zum Thema Hochsensibilität gelungen (nur bis zum 22.01.2017 hörbar).
Sehr gut finde ich das Gesamtformat des Podcasts, die unterschiedlichen Stimmen und Empfindungen von Hochsensiblen, die vielfältige Beleuchtung des Themas aus vielen Perspektiven, die große Sorgfalt bei der Recherche ist spürbar. Ganz witzig finde ich zwischendurch die Musiksequenzen, die einen an die 70er Jahre erinnern 😉 Ein sehr heiterer aber doch tiefgründiger Podcast.
Hervorzuheben sind auch die Kommentare von Rolf Sellin, einem Heilpraktiker für Psychotherapie, mit eigenem HSP-Institut in Stuttgart. Seine Art zu Sprechen, die Modulation finde ich sehr angenehm und passend – und die „nnnnn’s“ finde ich manchmal dann auch schon sehr amüsant 😉 Und man bekommt gute Tipps mit, wie man mit seiner Hochsensibilität besser im Alltag und in der Familie zurechtkommt.
Was für mich persönlich sehr wichtig ist und auch im Podcast rüberkommt ist, dass beide Strategien – sowohl die der Normal- als auch Hochsensiblen – ihre Daseinsberechtigung haben und dass eine gesunde Mischung beider Formen die Gesellschaft am besten voranbringt.
Der Podcast beleuchtet sehr viele Lebensaspekte, wie z.B. Hochsensibilität in Kontext mit dem eigenen Innersten, der Arbeit, der Familie (z.B. fließen hochsensible Eltern zu sehr aufs Kind über und sind nur noch ganz wenig bei sich selbst), der Psychologie/Wissenschaft und der noch fehlenden Neubewertung von psychischen Störungen.
Ein neuer Aspekt bot mir die Erkenntnis der Wortlosigkeit von Hochsensiblen in frühen Jahren. Das war bei mir genauso. Man fühlt zwar unzählige Dinge, weiß aber nicht mit ihnen umzugehen, sie zu benennen, wie z.B. Trauer, Ratlosigkeit, … oder gar mit anderen Menschen darüber zu reden.
Den Abschluss läutet eine schöne Szenerie nach Feierabend in einem Café ein, wo sich ein Hochsensibler zu entspannen versucht und das Pärchen nebenan sein Getränk mit Röhrchen schlürfend genießt – „Ich gebe Ihnen jetzt 5 Euro und Sie hören endlich mit dem Geröchel auf!“ 😉 Hihi… (Falls ihr den Podcast gehört habt – könnte es sich hierbei um die Berliner Weisse gehandelt haben?)
Sehr weise Worte eines Schriftstellers darüber, dass am Ende jeder selbst mit seinen Empfindungen klarkommen muss und nicht alles an die Umwelt abladen kann. „Die Restbestände vom Vortag sind dann recht halbkomödiantisch – was habe ich denn gestern für ein komisches Zeug im Kopf herumgetragen?“
Ein großer Dank an Sabine Fringes für den überaus gelungenen Podcast!
Das einzige, was mich gestört hat war, dass der Begriff der EmpfindLICHkeit benutzt wird – ich fände EmpfindSAMkeit viel treffender. Empfindlich sein ist meiner Meinung nach ein eher negativ belegtes Wort. Empfindsamkeit geht da mehr in Richtung Wahrnehmung und Feinfühligkeit. Aber vielleicht seht ihr das ja anders – Kommentare eurerseits sind sehr willkommen 🙂
Weiterhin fehlt mir noch die Differenzierung dahingehend, dass es sehr wohl Hochsensible gibt, die z.B. kein Problem mit Kassen im Supermarkt haben. Meiner Meinung nach wird noch zu wenig auf die unterschiedlichen Ausprägungen von Hochsensibilität eingegangen – die Generalisierung einzelner Punkte kann zur Nicht-Akzeptanz des Themas bei Betroffenen als auch dem Umfeld führen.
Aber das nur am Rande. Die letzten genannten Punkte sollen die Arbeit von Sabine Fringes keineswegs schmälern – sie hat die Komplexität des Persönlichkeitsmerkmals der Hochsensibilität ganz wunderbar eingefangen und ich hoffe, dass sich viele von euch den Podcast anhören.
Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht Euch
Julia