Archiv der Kategorie: Kreative Ecke

Der Strandball im Brunnen…

Wie bekommst du einen in einen Brunnen hineingefallenen Strandball wieder aus dem Brunnen heraus? Der Wasserstand des Brunnen ist so tief, dass du den Strandball mit bloßen Händen nicht erreichst.

Überlege mal…

Und überlege nochmal…

Lass dir Zeit. Was kommt da alles hoch?

Versuchst du, mit irgendwelchen Mitteln oder Kränen oder Werkzeugen den Ball zu fassen zu bekommen?

Versuchst du etwa, selbst den sicheren Boden unter den Füßen zu verlassen und den Brunnen hinunterzuklettern?

Oder bist du am Verzweifeln und versuchst, dich mit einem anderen Spielzeug abzulenken?

Oder legst du dich ganz bequem auf die Wiese nebenan, schaust die Gänseblümchen an und erfreust dich an der Sonne…

…während du den Gartenschlauch in den Brunnen hängst und Wasser hineinlaufen lässt, bis der Strandball wie von selbst „auftaucht“?

Letzteres ist die „übertragene“ Methode, wie unser aller Nervensystem (Brunnen) am leichtesten die Dinge wieder zum Vorschein kommen lässt, die wir schon ganz früh weggedrückt haben (Strandbälle). Wie zum Beispiel Wut oder Traurigkeit.

Es bringt rein gar nichts, daran herumzudoktern und verbissen an diese Gefühle heranzukommen. Das Wasser im Beispiel repräsentiert die Sicherheit im Nervensystem. Je sicherer und verbundener ein Mensch sich fühlt, desto eher ist der Raum gegeben, um lange Verdrängtes wieder zum Vorschein zu bringen. Das passiert von ganz alleine, sofern ein Mensch immer mehr Sicherheit/Verbundenheit im Außen/Innern wahrnehmen kann.

Also: ab auf die Wiese und Sonne tanken – am besten noch mit jemand anderem.

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Brett vor dem Kopf?

Oder gar eine Wand? Dann ist es an der Zeit, Abstand herzustellen. Mich von der Wand wegzudrücken.

Zentimeter um Zentimeter. 1 Schritt zurück, dann noch einen.

Nur um dann festzustellen, dass 2 Meter weiter rechts ein Durchgang ist, der zu einem wunderschönen Garten führt.

Sich von der Mauer bzw. von eigenen Gedanken und Vorstellungen zu distanzieren, geht meiner Erfahrung nach am besten mit Ehrlichem Mitteilen.

Nur im echten Kontakt findet man den schönsten Garten. Und das ganz ohne Anstrengung.

Was du dir jetzt unter Ehrlichem Mitteilen vorstellst ist zu 99% nicht das, was Ehrliches Mitteilen wirklich ist. Von daher empfehle ich sehr, dir die empfohlene Broschüre oben anzuschauen.

Liebe Grüße und einen guten Start ins Wochenende, Julia

Workshop in Honest Sharing

Hello everybody!

This Saturday I will give a workshop on Honest Sharing which is a communication model to improve your relationships and the self regulation of your nervous system.

For more information please continue here: https://www.pacesconnection.com/blog/free-honest-sharing-workshop-this-saturday

All the best, Julia

Yale

No comment, just a tweet…

Oh, probably one short comment indeed: Please let your students know about the Polyvagal Theory from Stephen Porges. Nothing else is necessary. Good luck!

So long, and thanks for all the…

42 towel babel fish

Perle vor die Säue?

Seit ich das Glasperlenspiel von Hermann Hesse gelesen habe, beschäftigte und irritierte mich einer der drei Lebensläufe daraus: Der Beichtvater.

Heute löst sich diese Irritation so allmählich auf, weil ich für mich des Rätsels Lösung gefunden habe. Ich fühle mich wieder stimmig, wenn ich an den Beichtvater denke.

Der Titel dieses Blogs ist deshalb so gewählt, da ich nicht weiß, ob ihr Säue oder etwas anderes seid und die Perle als Perle sehen könnt.

Im Kern geht es beim Lebenslauf des Beichtvaters Josephus Famulus um einen Einsiedler, der durch schlichtes Zuhören den Menschen zu einem seelischen Gleichgewicht verhilft (Momo-like). So lange, bis er selbst einmal in Not gerät und bei einem älteren und scheinbar erfahreneren Kollegen Hilfe sucht. Dieser – Dion Pugil – hat jedoch genau das gleiche Anliegen und ist ebenfalls in Not!

Durch Zufall erfährt Dion zuerst von der Not Josephus und verschweigt die eigene diesem gegenüber. Es kommt wie es kommen muss: Josephus tritt als Diener in die Arbeit Dions ein und führt diese nach Dions Tod weiter. Am Grab erfährt Josephus vom Geheimnis Dions.

Was wäre gewesen, wenn beide zu gleicher Zeit zu ihrer Not gestanden hätten?

Sie hätten beide gleichermaßen ein Wunder erlebt. Menschsein. Das Geheimnis, dass ich mich in meiner Not einem scheinbar anderen Menschen in Not nicht zurückhalten muss. Jeder darf sich offenbaren, so wie er gerade ist. Nichts ist heilsamer. Gerade in der jetzigen Zeit.

Zeige deine Wunde. Beuys lacht und ich auch 🙂

Grüße an alle Glasperlenspieler und Perlentaucher.

Und danke an einen Menschen, der mir gerade noch in Erinnerung gerufen hat, dass es zu diesem Thema ein ganz besonderes Video gibt, was ich schon längst kannte! Es ist verlinkt weiter oben im Geheimnis… Dieses Video macht nochmal eindeutig klar, dass Dion Pugil definitiv eine falsche Entscheidung getroffen und sich nicht ehrlich mitgeteilt hat. So hat er den nahen Kontakt zu Josephus verhindert und es kam so nicht zu einer tiefen Verbundenheit, die möglich gewesen wäre. Denn wo zwei oder drei, in meinem Namen versammelt sind…

Erweiterte Soziale Plastik

Jeder Mensch ist Künstler. Jeder Mensch ist Kunstwerk. Jeder Mensch ist Körper.

Joseph Beuys kannte die Polyvagaltheorie nicht. Deshalb muss nun auch seine Auslegung der sozialen Plastik und des Satzes „Jeder Mensch ist Künstler“ erweitert werden. Vom erweiterten Kunstbegriff zum erweiterten Begriff der sozialen Plastik.

Beuys würde sich jetzt freuen. Zumindest spüre ich das 😉

Ein Mensch kann nur dann Künstler sein, sofern er genug Sicherheit erfährt, damit seine Überlebensmechanismen im Nervensystem (Kämpfen, Fliehen, Erstarren, Dissoziieren, Manipulieren) zur Ruhe kommen – und so Raum für Kreativität entsteht.

Nur so kann der Mensch erst begreifen, dass er selbst Kunstwerk ist, welches er Tag für Tag, Moment für Moment, formt. Durch seine Beziehungen und durch sein ehrliches Mitteilen. Im Miteinander. Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind.

Nur durch das Gewahrsein des eigenen Körpers und wie das Nervensystem funktioniert, haben wir die Möglichkeit und den Kontext zu verstehen, dass Sicherheit notwendig ist, dass der Künstler sein Potential ergreift und spürt, wohin es ihn ruft.

Vom Chaos der Überlebensmechanismen im Körper über die Aktion des ehrlichen Mitteilens in Gemeinschaft (lokale Gruppen) hin zur Formierung und Selbstregulierung des eigenen Nervensystems und der Benutzung und dadurch Ausreifung des ventralen Vagus.

Herr Beuys, ich ziehe meinen imaginären Hut in größter Freude 🙂

Unsichtbares

Der Wolkenatlas.

Unter der Dusche kam mir endlich ein Gedanke zum Vorschein, warum David Mitchell seinen Roman genau so nannte. Ich hatte mir den Film dazu einige Male angeschaut, ich kann ihn wirklich nur empfehlen – einer der meist unterschätzten Filme unserer Zeit. Cloud Atlas.

Nun. Wolken kommen und gehen. Egal ob und welche Wolken gerade vorüberziehen, ob dunkel oder hell, gefährlich oder sanft und schäfchenhaft. Einer ist immer da: der Himmel. Er gibt den Raum zur Entfaltung und die Zeit zum Vorüberziehen. Raumzeit. Das, was wahrnimmt.

Und jetzt Gedanken an die Raumzeit Albert Einsteins und den Gegenraum und die soziale Plastik Joseph Beuys. Und das nur am Rande. Der Rand des Unsichtbaren. Und des noch Unhörbaren. Was ruft? Parsifal.

Viel Freude und Beharrlichkeit beim Entdecken! Mäh!

Liebe Grüße und einen guten Start ins Wochenende, Julia