Archiv der Kategorie: Psychosomatische Beschwerden

Wir haben ein Kontaktproblem!

Und die Lösung ist nur im Bindungskontext zu finden.

„Was wir Menschen am Dringendsten brauchen – nach Sauerstoff, Wasser, Essen und Trinken – ist BINDUNG.“

Was Arno Gruen als Theorie in all seinen Büchern bis ins kleinste Detail beschrieben hat als auch Stephen Porges und Gabor Maté über die Polyvagaltheorie und Entwicklungstrauma, überführt nun Gopal Nanzer-Klein mit dem Lokalen-Gruppen-Projekt und dem Ehrlichen Mitteilen in die Praxis – wie z.B. in diesem Interview hier.

Wir müssen dort hinschauen, wo wir sonst nie hinschauen: auf das, was gerade jetzt im Kontakt zwischen uns stattfindet.

Der Körper ist die Wiege des Verstandes und nicht umgekehrt.

Alles Liebe, Julia

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Ein Nikolausgeschenk…

…der besonderen Art bekam ich heute von meiner Namensvetterin Julia.

Sie hat mich in ihrem Psychologie Podcast zum Thema Hochsensibilität interviewt und schenkte mir bereits letzte Woche eine Erfahrung, die ich so noch nie machen durfte.

Wir beiden kennen uns schon sehr lange – sie hat genauso einen Blog auf WordPress wie ich. Nur verlagerte sie Anfang des Jahres ihren Schwerpunkt auf ein neues Projekt – ihren Psychologie Podcast. Als ich Julias Anfrage bekam, musste ich nicht lange überlegen – ich fühlte und fühle mich bei ihr sehr sicher und gut aufgehoben.

Jetzt fühle ich mich sehr reich beschenkt, weil dies mein erstes Interview über Hochsensibilität ist und ich überhaupt nicht wusste, was da auf mich zukommt. Ich konnte sämtliche meiner Erkenntnisse aus der Polyvagaltheorie anwenden und hatte so die Erfahrung eines entspannten Interviews trotz unbekannten Terrains.

Julia, von Herzen danke!

Ich freue mich schon auf unser nächstes Gespräch – allerdings ganz privat und mit ganz vielen Gänseblümchen drumherum 😉

Liebe Grüße, Julia

Ent-knautscht

in memoriam Sabine Dinkel 🙂 *mit freudigem und herzlichem Wink nach oben…*

Vorhin auf dem Weg zurück von meiner Alexander-Technik-Stunde kam mir das Wort „Ent-knautscht“ in den Sinn. Ich fühle mich danach immer so stimmig und ent-knautscht.

Setzt voraus, dass der Körper irgendwann einmal gelernt hat, sich zu zer-knautschen.

Und das wiederum ließ mich sofort an die liebe Sabine Dinkel erinnern, die vor ein paar Jahren meinen Blogbeitrag mit dem Knautschball gelesen und in ihrem Buch „Hochsensibel durch den Tag“ erwähnt hat. Ich denke immer noch mit Freuden an diesen sehr bereichernden und wertvollen Austausch zwischen uns zurück.

An diesen Knautschball musste ich jetzt wieder denken. Und kann ihn nun unter einem zusätzlichen Aspekt betrachten. Damals habe ich ihn rein mit der Reizüberflutung eines Hochsensiblen in Verbindung gebracht. Und nun bin ich – dank der Polyvagaltheorie – in der Lage, den Transfer auch zu jedem Menschen zu machen – nicht nur zu den Hochsensiblen.

Ein jeder Mensch in unserer Gesellschaft wird durch viele Einflüsse seiner Umwelt in eine gewisse Form gebracht, er wird geformt. Das ist erstmal eine ganz neutrale Formulierung – jedoch kann ich durch die vielen Erfahrungen und Beobachtungen in den letzten Monaten und Jahren sagen, dass diese Formung leider eine Zer-Knautschung darstellt. Wer z.B. die Bücher von Arno Gruen gelesen hat, weiß ganz genau, was ich meine.

Mit jeder Erfahrung, nicht sich selbst sein können und dürfen, speichert der Körper diese Erfahrung bzw. Nicht-Erfahrung als eine Ladung bzw. Spannung im Körper ab. Das kann wirklich rein physiologisch betrachtet werden – der Mensch sammelt also im Laufe des Lebens solche Zer-Knautschungen bzw. Nicht-Entfaltungen an (wenn z.B. Aspekte von ihm nicht gesehen werden bzw. auch Einstimmung auf Bedürfnisse fehlt).

Durch die Polyvagaltheorie von Stephen Porges ist mittlerweile auch bekannt, dass 80% der Nervenstränge des ventralen Vagus vom Körper zum Gehirn verlaufen und nur 20% vom Gehirn zum Körper – kein Wunder, warum immer mehr Fachexperten dazu plädieren, unbedingt auch Körpertherapie einzubinden, falls ein „Problem“ auf mentaler Ebene festgestellt wird.

Tatsache ist, dass der Zustand des Körpers (!) die eigene Gedankenwelt einfärbt. Nicht umsonst gibt es den Spruch, dass man den eigenen Gedanken nicht zu viel Bedeutung beimessen sollte.

Dank der Arbeit von Gopal Norbert Klein wurde ich mir all dieser Dinge sehr schnell bewusst und weiß nun genau, worauf ich achten muss.

Und Dank der Autobiographie von Arno Gruen weiß ich, dass es die Alexander-Technik gibt. Und so bin ich jetzt schon über ein Jahr der Ent-Knautschung meines Körpers auf der Spur und das fühlt sich verdammt gut an :-)))

Na ja – ein bisschen Flunkern ist hier schon dabei. Es fühlt sich nicht nur gut an – sondern manchmal auch sehr ungewohnt. So ungewohnt, dass ich das am liebsten eigentlich wieder ganz schnell wegdrücken würde – jedoch ist das Teil des Neulands, der durch die Ent-Knautschung freigelegt wurde. Und diese Erkenntnis fühlt sich auch wieder verdammt gut an :-)))

Also irgendwie verdammt gut, das alles :-)))

Euch allen wünsche ich einen ent-knautschten November mit ganz viel Licht im Innen und Außen!

Liebe Grüße, Julia

PS.: Mein Buch-Tipp zum Thema.

Wohlfühlen im Chaos

Gerade herrscht im Außen ein recht haltloses Chaos – bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger…

Um besser durch die nächsten Tage, Wochen und Monate zu kommen – vor allem auch, weil es einfach länger dunkel ist und das Wetter nicht so schön wie im Frühjahr – möchte ich auf Informationen hinweisen, wie man seelisch und körperlich gesund bleibt.

Insbesondere ab ca. Seite 20 sind Maßnahmen aufgezählt, die man für sich durchgehen und auswählen kann, was einem passend erscheint.

Ich wünsche euch für die nächste Zeit ein gutes Gespür für euch selbst und einen gut geeichten, inneren Kompass!

Alles Liebe und bleibt in Kontakt,

Julia

Die inneren Berge

Heute Morgen bin ich vom Ramolhaus nach Obergurgl abgestiegen. Eine wunderschön gelegene Hütte im Ötztal umrundet von zahlreichen Gletschern.

Sonnenaufgang am Ramolhaus
Sehr schön gelegene Hütte 🙂
Gletscher rundherum

Beim Abstieg wurde mir klar, dass ich mich mal wieder nicht in dem Tempo befand, was eigentlich gut für mich wäre. Die beste Entscheidung des Tages war jedoch, auf der Sonnenseite abzusteigen, da der Weg hier auch viel angenehmer verlief – genau das, was ich jetzt brauchte.

Ich fühlte mich fahrig, innerlich unruhig – es war eine Art Notzustand. Wer mehr über die biologischen Hintergründe wissen möchte, informiere sich bitte über die Polyvagaltheorie von Stephen Porges.

So, was hilft mir denn nun? Sicherheit und mich selbst da abholen, wo ich mich gerade befinde. Sicherheit bekam ich durch die richtige Wahl des Abstiegs und eines gemütlichen Tempos. Dann meldete sich auch schon mein innerer Berg. Die Traurigkeit klopfte an. Zum Glück hatte ich keine Mitwanderer um mich herum und so konnte ich diesen inneren Berg ohne große Mühen zulassen und bewältigen. Das führte dazu, dass sich mein Körper entspannte und meine Wahrnehmung wieder weit wurde, die innere Unruhe verflog und eine Weichheit setzte ein. Ich konnte wieder Blümchen genießen…

Flauscheblümchen mit Gletscher
Harmloser Abstieg

Die inneren Berge… Sind mindestens genauso ernsthaft und! genussvoll anzugehen wie die Berge im Außen.

Ich verstehe unter inneren Bergen unverarbeitete Gefühle und Empfindungen, die ich die ganze Zeit vor mir hergeschoben habe (aus welchen Gründen auch immer).

Meine These: je mutiger und entschlossener ich meine inneren Berge angehe, desto konzentrierter, intensiver und stärker komme ich die Berge im Außen hoch.

Das erklärt, warum ich an manchen Tagen nicht an meine SuperDuper-Leistung komme, die mir normalerweise unglaublich viel Spaß bereitet. Sitze ich gleichzeitig vor einem inneren Berg der Traurigkeit oder der Wut oder des Hasses, so macht sich das gleich bemerkbar – mein Körper fühlt sich wie gelähmt an, fahrig, innerlich unruhig. Brems- und Gaspedal gleichzeitig gedrückt.

Die Kunst für mich ist dann, diesen Zustand rechtzeitig zu erkennen, um mich meinem inneren Aufstieg zuzuwenden (darf auch zeitgleich zum äußeren passieren). Tue ich das nicht, hilft alle mentale Anstrengung und alles Wollen nur bedingt – es würde eine Selbstkasteiung werden. Ein Kampf gegen mich selbst.

Auf dem Ramoljoch (mit Fantasie erkennt man sogar ein Herz)

Und da das Leben leicht gehen darf, hilft mir das Erkennen und Begehen meiner inneren Berge enorm, um mehr Leichtigkeit ins Außen zu bringen.

Für die Wildspitze, die Weißkugel, den Fluchtkogel und die Finailspitze hat es bei mir in der letzten Woche gereicht. Meine inneren Berge hatte ich stets im Blick und so konnte ich mich (meistens 😉 ) der herrlichen Landschaft und Ausblicke erfreuen.

Finailspitze mit Ötzi-Monument
Weißkugel
Gipfelrast am Fluchtkogel

Bin ich mir meiner inneren Berge bewusst, so kann ich umso bewusster die äußeren genießen. Schön, gell? :-)))

Viele liebe Grüße, Eure Julia

Was haben Novalis und Alanis Morissette gemeinsam?

Auf meinem Weg heute durch das schnucklige Gengenbach, seiner Engelgasse und dem wunderschönen Adventskalender mit Motiven aus dem Kleinen Prinzen kam ich ganz am Ende an einem Fenster mit selbstgemalten Bildern vorbei. Eines davon hatte ganz viel von meinem Lieblingsblau 🙂 Daneben konnte man unten stehendes Gedicht von Novalis lesen.

Gestern fand ich durch Zufall ein sehr fundiertes und erkenntnisreiches Interview, in welchem Alanis Morissette einem kanadischen Mediziner (Dr. Gabor Maté) sehr interessante Fragen stellte. Nicht zuletzt aufgrund diverser Nachfragen, was Hochsensibilität angeht. Ich habe es mit großer Neugier als auch einem ständig anwesenden Schmunzeln verfolgt, da Alanis ihrem Gast kaum Raum zum Antworten ließ – er musste sich regelrecht durchkämpfen, was Dr. Maté wohl sonst nicht ganz so gewohnt ist 😉

Eigentlich sollte die Antwort der Titelfrage meines Blogbeitrags lauten: Von beiden schenke ich euch in diesem Blogbeitrag einen wundervollen Auszug ihrer Arbeit. Jedoch kam mir jetzt beim Schreiben etwas ganz anderes in den Sinn. Mir wird gerade klar, dass in beiden Werken – sowohl im Gedicht von Novalis als auch im Interview von Alanis – die gleiche Grundmelodie zu erkennen ist. Genauer gesagt: zu erfühlen.

Ich wünsche euch viel Fühlfreude mit beiden Werken und eine frohe Weihnacht!

Liebe Grüße,
Julia

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

Novalis (aus dem Romanfragment: Heinrich von Ofterdingen)

Der Mai macht alles neu…

…und so auch mein Körpergefühl – oder: Über Psoas und Pectoralis im polyvagalen Raum… (nein, jetzt nicht gleich aufhören zu lesen 😉 )

Es ist für mich zwar ungewöhnlich, direkt im Anschluss einer neuen Erfahrung und neuer Erkenntnis einen Blogbeitrag zu schreiben, aber ich mache das jetzt einfach und schreibe ins Blaue 😉

Nach meiner heutigen Maiwanderung habe ich mich mit Keksen und Kaffee auf meine Couch gepflanzt und habe etwas im Internet gesurft. Ich hatte den ganzen Tag schon so ein komisch fahriges, unruhiges aber auch zugleich starres Gefühl – das ging auch beim Wandern nicht so richtig weg.

Und gerade vor 10 Minuten hat sich in meinem Körper irgendein Muskel gelöst, entspannt – irgendetwas hat da losgelassen. Jetzt habe ich mal genauer geschaut – es muss sich hierbei um den Pectoralis handeln (Brustmuskel) – ob es jetzt der major oder minor war, muss ich am Freitag meine Expertin fragen. Seit ein paar Wochen lerne ich die Alexander-Technik und komme dadurch immer mehr zu einem bewussteren Körpergefühl und der „richtigen“ Nutzung meiner Wirbelsäule und was sonst noch so dazugehört.

Das Wichtigste, was ich hierbei gelernt habe ist, dass ich bisher überhaupt nicht bemerkte, dass mein Psoas-Muskel in vielen Haltungen verkrampft ist (auch wenn ich vermeintlich entspannt liege, sitze oder stehe). Das Gefühl, diesen Psoas-Muskel „einfach“ freizumachen und ihn loszulassen ist ein unglaublich erleichterndes Gefühl – ich habe den Eindruck, dass dadurch im Körper (und auch im Geist 😉 ) viel mehr Raum entsteht. Im Übrigen wird der Psoas auch Seelen-Muskel genannt – aber das nur am Rande 😉 …

So – zurück zu diesem Pectoralis-Muskel. Genau das gleiche, raumgebende Gefühl hatte ich gerade mit diesem Muskel im Brustbereich. Es fühlt sich unglaublich erleichternd und frei an – meine Atmung klappt viel besser und ich merke, dass der komplette Brustbereich sich entspannt hat (ein nach unten versinken).

Jetzt war mein Gedanke: Was hat dieser Pectoralis-Muskel mit dem Psoas-Muskel gemeinsam? Oder was verbindet die beiden?

In diesem Dokument wird tatsächlich ein Zusammenhang dieser beiden Muskeln beschrieben – ab Seite 16. Ich finde das hochspannend. Insbesondere auch im Zusammenhang mit der Polyvagaltheorie von Stephen Porges und dem Sicherheitsempfinden des Nervensystems. Meine These: Fühlt sich das Nervensystem nicht sicher, so ziehen sich Psoas und Pectoralis zusammen – ein automatischer Schutzmechanismus, wenn man einmal gelernt hat, dass Körperstarre ganz gut ist, um aus bedrohlichen Situationen zu „fliehen“ (hat wahrscheinlich einen ähnlichen Effekt, wie wenn sich ein Kind die Hand vor die Augen hält und sagt „ich bin jetzt nicht mehr da“ 😉 ).

Das Gute an diesen Zusammenhängen? Wenn ich ein gutes Körpergefühl entwickle – insbesondere für diese beiden Muskeln – kann ich zumindest ansatzweise herausfinden, wo mein Nervensystem gerade steht und wie ich mich wieder aus dieser erstarrten Haltung herausentspannen kann.

Klingt gut! 🙂

Euch wünsche ich noch eine schöne Restwoche und viele liebe Grüße,
Julia

Ostern – oder: auf der Suche nach sICHerheit

Über die Osterfeiertage habe ich in einem ganz besonderen Buch geblättert.

Elli und der unsichtbare Schnabel.

Simone Dräger, die Autorin, schreibt hier über ein Phänomen, welches – genauso wie Hochsensibilität auch – unsichtbar ist – sie schreibt über ihr bisheriges Leben und über eine Art unsichtbaren Teppich, der sie jeden Tag begleitet. Simone ist in vielen Situationen ihres Alltags in sich selbst gefangen und reagiert mit Nichts – also mit Sprachlosigkeit, einer hohen Erregung ihres Nervensystems und einer seelischen Starre. Sie bringt Licht und Klarheit in den Nebel des Mutismus.

Warum ich das hier schreibe? Nun, Simone schreibt nicht nur eine Geschichte über die Ente Elli – sie schreibt im 2. Teil ihres Buches auch darüber, was Mutismus genau ist und was das mit dem Zustand ihres Nervensystems zu tun hat – es ist eine Suche nach Sicherheit.

Was ich an Simones Beschreibung faszinierend finde? Sie trägt die Arbeiten sämtlicher Fachexperten und Wissenschaftler zusammen, die mich gerade selbst interessieren. Ich war wirklich baff! Aber mit Mutismus habe ich gar nichts zu tun. Nun ja, ganz früher vielleicht. Aber jetzt beschäftige ich mich mit einem ganz anderen Thema, in welchem es auch um die Suche nach Sicherheit geht.

Stephen Porges hat eine neue Theorie entwickelt um zu erklären, wie unser Nervensystem auf (Lebens-) Bedrohung von außen reagiert und wie man wieder in die Lage kommt, sich sicher zu fühlen. (Polyvagaltheorie)

Er beschreibt ganz genau, dass der gleiche Mensch in der gleichen Umgebung ganz unterschiedliche Reaktionsweisen zeigen kann, wenn sein Nervensystem sich in einem anderen Zustand befindet (Neurozeption).

Was hat das Ganze nun mit Hochsensibilität zu tun? Nun – läuft das Nervensystem auf Hochtouren und wählt es als Exit-Strategie den Freeze, also eine Starre, dann könnte ein Hochsensibler auf die Idee kommen, das wäre ja „nur“ eine Reizüberflutung. Dabei wären ganz andere Maßnahmen erforderlich. Genau bei dieser Unterscheidung sollten Hochsensible genau Bescheid wissen, wann sich ihr Körper in der Reizüberflutung befindet und wann evtl. in einem Notzustand ihres Nervensystems (oder beides).

Im einen Falle ist Reizabschottung hilfreich, im anderen Falle hilft die Stimulation des sogenannten ventralen Vagusnervs (z.B. Kontakt zu lieben Menschen, den eigenen Körper spüren, langes langsames Ausatmen, …).

Ich habe schon viel zu viel geschrieben. Warum? Weil die Suche nach Sicherheit des Nervensystems so viele verschiedene Ausprägungen haben kann wie es Sandkörner auf dem Mars gibt. Deshalb im Anschluss meiner Worte noch eine Liste von Themen, die mit Unsicherheit im Nervensystem einhergehen können. Viel Spaß beim Stöbern und beim Finden eines jeden persönlichen Ostereis 🙂 (Ei, nicht Eis, sonst hieße es Ostereises – hihi…)

Frohe Ostern uns allen!

Liebe Grüße, Julia

 

PS.: Einem Wort habe ich übrigens in meinem Text oben keinen Raum geschenkt – aus dem Grund, weil es sehr oft missverstanden wird. Dem „Raum“ schenke ich jetzt allerdings 2 Buchstaben. Ein „T“ vorne und ein „A“ hinten.

Nein, es sind nicht immer einmalige Ereignisse, die dieses auslösen, wie z.B. Krieg, Gewalt usw. Es können auch (vor-) geburtliche Ereignisse oder Ereignisse in den ersten 3 Jahren in der Entwicklung eines Kindes sein, die die Sicherheit desselben gefährden, ohne dass es den Eltern selbst bewusst ist (weil z.B. ein Elternteil selbst traumatisiert sein könnte) – Entwicklungstrauma genannt.

HSP (Elaine Aron, Ilse Sand, Tom Falkenstein)

Hochbegabung

Mutismus

Arno Gruen (alle Bücher)

Bindungsstörungen (Schutzgarten, Buch: Liebe & Bindungsangst)

Angst, Panikattacken, Prüfungsangst

Jonice Webb, CEN (Running on Empty)

Gopal Norbert Klein (Lokale Gruppen)

Buch: Entwicklungstrauma heilen (Heller, LaPierre)

Epigenetik, Kriegskinder

Wie weiter? Ganz einfach: Gute Selbstfürsorge, Kontakt zu anderen Menschen (sich selbst mitteilen, SEIN) und neue Erfahrungen (alte Erfahrungen überschreiben, TUN).

Körpertherapie (reine Gesprächstherapie kommt nicht an die tiefen Schichten des Nervensystems ran!), Sport, Musik, Natur, GfK, EFT, Alexander-Technik, Kreativität, das Eigene nach Außen bringen, Singen, Kontakt mit lieben Menschen, für mich selbst da sein und da bleiben, gute Selbstfürsorge, Selbstmitgefühl (Kristin Neff), Schreiben (Stephan Konrad Niederwieser), sich mitteilen in lokalen Gruppen

Tipp: Deutschlandfunk berichtet über Hochsensibilität…

…in einem Podcast (vom 15.01.2017, 54 Minuten) als auch in nachlesbaren Manuskripten.

Dem Deutschlandfunk ist ein für mich sehr wohltuender und gelungener Rundumschlag zum Thema Hochsensibilität gelungen (nur bis zum 22.01.2017 hörbar).

Sehr gut finde ich das Gesamtformat des Podcasts, die unterschiedlichen Stimmen und Empfindungen von Hochsensiblen, die vielfältige Beleuchtung des Themas aus vielen Perspektiven, die große Sorgfalt bei der Recherche ist spürbar. Ganz witzig finde ich zwischendurch die Musiksequenzen, die einen an die 70er Jahre erinnern 😉 Ein sehr heiterer aber doch tiefgründiger Podcast.

Hervorzuheben sind auch die Kommentare von Rolf Sellin, einem Heilpraktiker für Psychotherapie, mit eigenem HSP-Institut in Stuttgart. Seine Art zu Sprechen, die Modulation finde ich sehr angenehm und passend – und die „nnnnn’s“ finde ich manchmal dann auch schon sehr amüsant 😉 Und man bekommt gute Tipps mit, wie man mit seiner Hochsensibilität besser im Alltag und in der Familie zurechtkommt.

Was für mich persönlich sehr wichtig ist und auch im Podcast rüberkommt ist, dass beide Strategien – sowohl die der Normal- als auch Hochsensiblen – ihre Daseinsberechtigung haben und dass eine gesunde Mischung beider Formen die Gesellschaft am besten voranbringt.

Der Podcast beleuchtet sehr viele Lebensaspekte, wie z.B. Hochsensibilität in Kontext mit dem eigenen Innersten, der Arbeit, der Familie (z.B. fließen hochsensible Eltern zu sehr aufs Kind über und sind nur noch ganz wenig bei sich selbst), der Psychologie/Wissenschaft und der noch fehlenden Neubewertung von psychischen Störungen.

Ein neuer Aspekt bot mir die Erkenntnis der Wortlosigkeit von Hochsensiblen in frühen Jahren. Das war bei mir genauso. Man fühlt zwar unzählige Dinge, weiß aber nicht mit ihnen umzugehen, sie zu benennen, wie z.B. Trauer, Ratlosigkeit, … oder gar mit anderen Menschen darüber zu reden.

Den Abschluss läutet eine schöne Szenerie nach Feierabend in einem Café ein, wo sich ein Hochsensibler zu entspannen versucht und das Pärchen nebenan sein Getränk mit Röhrchen schlürfend genießt – „Ich gebe Ihnen jetzt 5 Euro und Sie hören endlich mit dem Geröchel auf!“ 😉 Hihi… (Falls ihr den Podcast gehört habt – könnte es sich hierbei um die Berliner Weisse gehandelt haben?)

Sehr weise Worte eines Schriftstellers darüber, dass am Ende jeder selbst mit seinen Empfindungen klarkommen muss und nicht alles an die Umwelt abladen kann. „Die Restbestände vom Vortag sind dann recht halbkomödiantisch – was habe ich denn gestern für ein komisches Zeug im Kopf herumgetragen?“

Ein großer Dank an Sabine Fringes für den überaus gelungenen Podcast!

Das einzige, was mich gestört hat war, dass der Begriff der EmpfindLICHkeit benutzt wird – ich fände EmpfindSAMkeit viel treffender. Empfindlich sein ist meiner Meinung nach ein eher negativ belegtes Wort. Empfindsamkeit geht da mehr in Richtung Wahrnehmung und Feinfühligkeit. Aber vielleicht seht ihr das ja anders – Kommentare eurerseits sind sehr willkommen 🙂

Weiterhin fehlt mir noch die Differenzierung dahingehend, dass es sehr wohl Hochsensible gibt, die z.B. kein Problem mit Kassen im Supermarkt haben. Meiner Meinung nach wird noch zu wenig auf die unterschiedlichen Ausprägungen von Hochsensibilität eingegangen – die Generalisierung einzelner Punkte kann zur Nicht-Akzeptanz des Themas bei Betroffenen als auch dem Umfeld führen.

Aber das nur am Rande. Die letzten genannten Punkte sollen die Arbeit von Sabine Fringes keineswegs schmälern – sie hat die Komplexität des Persönlichkeitsmerkmals der Hochsensibilität ganz wunderbar eingefangen und ich hoffe, dass sich viele von euch den Podcast anhören.

Liebe Grüße und einen schönen Abend wünscht Euch
Julia

Mit der Machete im Annahmen-Sumpf: Ein Survival-Guide für Hochsensible

So – ich hab die Schnauze voll! Dieser Annahmen-Sumpf treibt mich noch in den Wahnsinn!!!

Das tapfere Nasenfräulein auf dem Beitragsbild stammt übrigens aus der Feder von Sabine Dinkel. Einen ganz lieben Dank an Dich!!!
Sabine hat nicht nur ein Talent fürs Zeichnen, sondern auch ein Talent, um Hochsensiblen wirksame Alltags-Tipps an die Hand zu geben, und das auf ganz liebe- und humorvolle Art und Weise. Sehr zu empfehlen!

Aber weiter im Text… Hier nun ein klitzekleiner Auszug aus meinem aktuellen Annahmen-Sumpf:

Annahme 1: Wenn ich noch länger mit meinem nächsten Blogbeitrag warte, dann will gar keiner mehr meine Beiträge lesen bzw. meinem Blog folgen. So nach dem Motto: „Die macht ja gar nix mehr. Pfui.“

Annahme 2: Wenn ich mir jetzt selbst Druck mache und heute unbedingt den Beitrag schreiben möchte, den ich schon seit Ewigkeiten im Kopf habe, dann fehlt mir die Kreativität und die Muße, die ich eigentlich bräuchte, damit es ein richtig guter Beitrag wird. <Ironie> Hallo Perfektion – schön, dass du auch mal wieder da bist. </Ironie>

Annahme 3: Wenn ich heute keinen Beitrag zustande bekomme, dann wird das nie was. <Ironie> Oh schön, die Pauschalisierung ist auch wieder mit im Boot – Guten Tag!“</Ironie>

Annahme 4: Ich habe schon so viele Kommentare und Ideen zu diesem Annahmen-Beitrag auf kleine Zettelchen geschrieben, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist, diese Gedanken strukturiert und nachvollziehbar aufzuschreiben. Das wird ein chaotischer Beitrag werden. Böh.

Kennt ihr das? Bei mir rattern am Tag die Annahmen auf Hochtouren nur so durch den Kopf. Immer und zu jeder Situation sind sie präsent – ob bewusst oder unbewusst. Manchmal hindern mich Annahmen auch daran, Dinge aktiv anzugehen. Schade eigentlich.

Seitdem mir bewusst ist, wie sehr mich dieser Annahmensumpf lähmt, blockiert und mich energielos hinterlässt, war mir klar, dass ich diesem Themenkomplex einen Beitrag spendieren muss.

Zuvor sei gesagt: Annahmen haben natürlich auch etwas Gutes. Sie erlauben mir, mich auf Situationen in der Zukunft vorzubereiten und so auf viele Eventualitäten reagieren zu können. „Geistig probehandeln“ nennt dies Petra Tomschi (HS-Coach). Man ist dann auch gedanklich in der eintretenden Situation flexibel, wenn man einen Plan B, Plan C oder was auch immer noch im Hinterkopf hat. Und es wirft einen auch nicht mehr so viel aus der Bahn. Wenn man in Gedanken den Ausgang einer Situation durchspielt, dann ist der Adrenalinausstoß in der eigentlichen Situation nicht mehr so hoch. Hochsensible mögen es nicht immer, überrascht zu werden.

Trifft man allerdings im Vorfeld zu viele Annahmen (wozu viele Hochsensible tendieren), dann kann es sein, dass man in der eintretenden Situation nicht mehr locker agieren kann, da der Kopf zu überfrachtet ist mit herumwuselnden Annahmen und so bei Überraschungen (angenehmer als auch unangenehmer Natur) nicht mehr natürlich reagiert. So, wie man eigentlich reagieren würde, hätte man nicht diese vielen Gedanken im Kopf. Im schlimmsten Fall kommt es dann tatsächlich zur selbsterfüllenden (Annahmen-) Prophezeihung.

Ein solcher Annahmen-Sumpf kann einen sehr schnell in die Überstimulation führen. Ein Domino-Effekt. Eine Annahme folgt auf die andere. Man fühlt sich allein durch seine eigenen Gedanken überwältigt. Na prima. Man ist für spontane Situationen nicht mehr offen und kann nicht mehr intuitiv reagieren.

Wenn man sich überwältigt fühlt, dann rutscht man von pro-aktivem zu re-aktivem Verhalten. Man nimmt sein Umfeld nur noch wahr und reagiert nur noch darauf. Man fällt sozusagen von einer aktiven in eine passive Rolle. Von Selbstbestimmtheit und -gestaltung keine Spur. Man schränkt sich selbst ein und verliert Intuition und seinen Gestaltungsspielraum.

Jetzt kommt die Machete ins Spiel. Jeder Hochsensible im Annahmen-Sumpf hat eine Machete in der Hand. Die Frage ist nur, ob man sie zu nutzen weiß.

Des Rätsels Lösung: von re-aktiv wieder zurück zu pro-aktiv. Schwingt die Machete und kämpft euch ans Ufer – dort seid ihr wieder handlungsfähig, habt besseren Zugang zu eurer Kreativität und Intuition und könnt wieder beschwingter durchs Leben gehen. Haha, so einfach ist es leider nicht – schön wärs, deshalb hier ein Versuch, wie man sich selbst am Schopfe packt und sich aus dem Sumpf befreit. Wichtig: Das Ganze stellt einen Veränderungsprozess dar und braucht Zeit. Es sind also Übung und Geduld gefragt.

Schritt 1: Anker setzen.

Es gibt Situationen, in denen ich schon so gelähmt, regungslos und voller Überstimulation bin, dass ich gar nicht mehr merke, im Annahmen-Sumpf gelandet zu sein. Eine ganz blöde Situation, denn ich komme gerade selbst nicht dazu, den Anker zu werfen. Mir der Situation bewusst zu werden. Eigentlich fatal. Es sollte sich jeder eines Tricks bewusst sein, sich selbst an diesen Umstand zu erinnern. Man kann natürlich einen nahen Menschen einweihen, der einen ab und an danach fragt, ob man wieder im Sumpf gelandet ist – aber den hat man ja nicht ständig um einen herum. Besser wäre es doch, man hätte einen Anker, der einen daran erinnert, ob man nicht unbewusst wieder den Annahmen-Sumpf durchwatet. Bei mir müssten diese Anker auch etwas flexibler sein – denn ein Anker über eine Woche am gleichen Ort wird bei mir zu einem unsichtbaren Anker.

Ich werde mir deshalb das Wort „Sumpf“ oder „Machete“ oder was auch immer auf einen PostIt-Zettel schreiben und diesen irgendwohin hängen, wo nur ich ihn regelmäßig zu Gesicht bekomme. Sei es mein Geldbeutel, mein Nachttisch, mein Smartphone, meine Gesichtscreme, … Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt 😉

Wenn ich merke, dass dieser Zettel meinen Kopf nicht mehr zum Reflektieren anregt, dann muss ein neuer Begriff her oder der Zettel muss an einen anderen Platz gehängt werden. Julia – du führst dich gerade selbst hinters Licht – das gefällt mir sehr gut, hihi 🙂

Perfekt – der Anker ist also gesetzt. Weiter geht’s.

Schritt 2: Die Machete nach oben schwingen.

Einige Hochsensible weisen eine Trägheit in der Tempoanpassung auf. Was bedeutet das? Ist man schon länger im Sumpf unterwegs und in einem lähmenden und langsamen Tempo, dann muss man erstmal wieder auf ein höher getaktetes Tempo kommen. Das geht auch von der anderen Seite: Hat man einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich, mit vielen Meetings, Menschen und Gesprächen, hat viel organisiert, dann ist man auf einer schnellen Ebene unterwegs. Zuhause angekommen ist es für mich dann nicht möglich, mich sofort auf die Couch zu setzen und abzuschalten. Ich muss mein Tempo dann erstmal langsam herunterfahren – eine Art Decrescendo bzw. Ritardando machen – damit sich mein Körper und meine Seele wieder zu ihrem ureigenen Tempo zurückfinden. Denn nichts leichter für Hochsensible, als sich dem Tempo ihres Umfelds anzupassen 😉 Die Anpassung ist zwar bequem, aber auf Dauer nicht gesund.

So – ich komme jetzt zurück zur Machete. Die habe ich ja noch in der Hand und die hängt immer noch nach unten, nicht einsatzbereit. Es kostet mich jetzt etwas Überwindung und Energie, um den Impuls zu setzen, um sie nach oben zu schwingen. Ist die Machete erstmal in Bewegung, dann ist der Rest nicht mehr so schwer, wie man ihn sich vorgestellt hat.

Wie komme ich nun im Sumpf in Bewegung? Indem ich meine re-aktive Position in eine pro-aktive Position bringe. Aber nicht auf einen Ruck sofort etwas Weltbewegendes machen wollen, sondern in kleinen Schritten vorgehen. Auch darf das Tempo langsamer sein als sonst – ganz wichtig: erlaubt euch in dieser Phase euer eigenes Tempo und erlaubt euch, geduldig zu sein. Seid ganz in diesem Moment.

Nach dem Motto: „Der Weg entsteht im Gehen.“ (Antonio Machado)

In dieser Phase konzentriere ich mich z.B. auf eine ganz einfache Sache im Haushalt (die mit meinen eigentlichen Gedanken und Annahmen nicht unbedingt zu tun hat), z.B. die Tasse auf dem Wohnzimmertisch in den Geschirrspüler räumen, oder ein Sudoku lösen, oder meine Klopftechnik anwenden (EFT), oder einen Spaziergang machen, oder… Hier muss auch jeder für sich selbst herausfinden, ob diese Initialtätigkeit etwas Körperliches oder Mentales sein darf. Bei mir funktioniert beides 🙂

Schritt 3: Sich der Annahmen bewusst werden (sich bewusst werden, dass einen gerade zu vieles lähmt)

Das Gute in dieser Phase ist, dass man bereits die ersten beiden Phasen hinter sich hat – denn diese sind – zumindest für mich – gefühlt die anstrengendsten. Wenn man mal in Bewegung gekommen ist und allmählich zu seinem Eigentempo gelangt, dann ist das Bewusstwerden eigener Annahmen nicht mehr all zu schwer.

Hat man in dieser Phase Schwierigkeiten, sich im Kopf der Annahmen bewusst zu werden, dann kann man z.B. mit jemand Vertrautem über diese reden bzw. sich die Annahmen auf ein Blatt Papier schreiben. Für mich selbst ist es wichtig, ab und an per Hand etwas zu schreiben, dann ist mein Fokus besser bei der Sache als wenn ich nur tippseln würde.

Schritt 4: Annahmen validieren und versumpfen lassen (haha, da muss ich selbst lachen; Annahmen auflösen ist natürlich gemeint)

Nun schwingt eure Machete und kämpft euch durch den Sumpf! Eine Annahme nach der anderen klopfe ich nun auf ihren Wahrheitsgehalt ab und frage, ob dies tatsächlich so stimmt oder ob es mir überhaupt etwas bringt, diese Annahme beizubehalten. Denn manchmal haben Annahmen in der Tat ihre Daseinsberechtigung.

Es kann auch durchaus sein, dass ich beim Überprüfen meiner Annahmen mich aus meinem Schneckenhaus bequemen muss und auf andere Menschen zugehen muss, um mich abzusichern bzw. um klärende Fragen zu stellen. Aber das gehört zum Prozess dazu und hinterher ist man erleichtert.

Denn wie gesagt – die Tempoträgheit spielt hier eine große Rolle. Habe ich schon lange keinen Kontakt mehr zu meinem sozialen Umfeld gehabt und mich schon etwas isoliert, fällt es mir initial umso schwieriger, wieder einen Anfang zu machen. Aber das ist ganz normal. Hat man den Anschluss wieder gefunden bzw. hat man sein eigenes Tempo wieder gefunden, erledigen sich viele Sachen wieder wie von selbst.

Hier zwei Beispiele, wie man Annahmen abklopfen und sogar in positive Energie umwandeln kann.

Annahme 1: Ein guter Blogbeitrag kann nur dann entstehen, wenn ich selbst gut drauf bin und ich alle möglichen Details zum Thema gesammelt bzw. aufgeführt habe.
Reality-Check: Ist das wirklich so? Hm, eigentlich nicht, denn viele meiner Blogbeiträge sind erst dann entstanden, nachdem ich eine gewisse Not durchlitten hatte.
Hürde/Risiko: Ich vergesse wichtige Details.
Chance: anderen und mir selbst zu helfen, in ihrer/meiner Weiterentwicklung voranzukommen

Annahme 2: Ein komplexer Blogbeitrag kann nur dann angefangen bzw. zu Ende gebracht werden, wenn man im Vorhinein sämtliche Verschachtelungen und Verwirrungen durchdacht hat.
Reality-Check: Hm – man kann auch einfach mal loslegen und schauen, was einen erwartet und was sich ergibt.
Hürde: Die Mauer des Beginnens zu durchbrechen und evtl. tatsächlich in eine Sackgasse laufen.
Chance: Es können einem beim Schreiben noch neue Ideen (oder selbstgemalte Bilder 😉 ) kommen und am Ende hat man womöglich einen schönen, gelungenen und runden Blogbeitrag.

Fazit: Die wahre Kunst ist es, zu erkennen, dass man sich im Annahmen-Sumpf befindet und sein eigenes Tempo und seine eigene Weise des Seins wiederherstellt.

In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Wochenende und wirksame Schwünge mit eurer Machete.

Chacka!

PS.: Wie sich unaufgelöste Annahmen verstricken und zu einem impulsiven Verhalten weiterentwickeln können (wenn man seine Annahmen unreflektiert annimmt) hat auch Kommunikationsforscher Paul Watzlawick mit der Geschichte vom Hammer auf den Punkt „geklopft“. Findet die Annahmen in der Geschichte 😉