…sie war zum aller-aller-ersten Mal Blutspenden!!!
Oh ja, ihr habt richtig gelesen – ich war vor 3 Wochen zum 1. Mal bei der Blutspende und war hinterher stolz wie Oskar, dass ich das so tapfer überstanden habe 🙂 Insgeheim habe ich mich tatsächlich gefragt, warum ich da nicht schon früher hingegangen bin!?!
Nun – was waren bisher die Gründe, die mich davon abgehalten haben? Ich geh nicht gern zum Arzt und ich lasse mich überhaupt nicht gerne pieksen. Nun ja – es geht eigentlich – solange ich da nicht hinschauen muss und mein Blut nicht sehen muss, geht das eigentlich schon. Dann habe ich mir wahrscheinlich noch nicht wirklich so viele Gedanken darüber gemacht, wie wichtig das Ganze eigentlich ist. Ich war zwar noch nie im Krankenhaus und habe selbst noch keine Bluttransfusion nötig gehabt, aber wer weiß… Zum anderen redet man kaum über Blutspenden im Bekanntenkreis – zumindest bei mir nicht. Wir reden über alles mögliche – warum nicht über das Thema? Hmmm…
Nun ja – am 10. Juli war es dann endlich soweit. Eine Kollegin war tatsächlich die Schuldige, warum ich da überhaupt mit bin. Denn ich bin ein Angsthase, was diese Dinge angeht. Da muss man vorher zum Arzt-Check und bekommt womöglich gesagt, dass man aus irgendwelchen Gründen nicht Blutspenden darf. Oder andere unangenehme Dinge könnten ans Tageslicht kommen. Was, wenn mein Blut nicht in Ordnung ist? Hochsensible machen sich ja über alles so ihre Gedanken und treffen manchmal Annahmen, die es eigentlich gar nicht wert sind 😉 Manchmal hilft einem das Motto: „Nicht darüber reden – einfach machen!!!“
Das Gute danach ist ja tatsächlich, dass man sein Blut gecheckt und hinterher auch seine Blutgruppe und den Rhesusfaktor mitgeteilt bekommt.
Meine Kollegin geht regelmäßig Blutspenden und weiß mittlerweile, an welchen Anlaufstellen man sich auch als Hochsensible wohlfühlt und wo die Leute in Ordnung sind. Prompt bekam ich von ihr einen Outlook-Termin geschickt für die Blutspende in Kronau.
Also zogen wir direkt nach der Arbeit an einem Freitag gemeinsam los und fuhren zur Grundschule nach Kronau. Dort angekommen musste ich erstmal meinen Personalausweis vorzeigen. „Ah – Sie sind Erstspender.“ – „Ja“ – Das Gesicht der freundlichen Frau vom Deutschen Roten Kreuz begann herzlich zu lächeln – anscheinend sind Erstspender nicht so oft anzutreffen. Nun – das mit dem Lächeln ging bei allen Helfern einfach so weiter, die erfuhren, dass sie es mit einer Erstspenderin zu tun hatten. Auch gut – da ist man zumindest etwas in Watte gepackt und erträgt das Ganze leichter 🙂 Ja – richtig gelesen – ertragen. Wenn Hochsensible etwas zum ersten Mal machen, dann ist gaaaaaaanz oft – egal, ob der Termin angenehm ist oder nicht – Aufregung und Herzklopfen dabei.
So – jetzt bekam ich erstmal sehr viele Zettel zum Ausfüllen und durfte sehr viele Fragen beantworten, wie es denn um meine Gesundheit so steht. Danach bekam ich dann einen anderen Zettel mit meinen Daten und gaaaanz vielen Barcode-Aufklebern in die Hand gedrückt, damit die später auch noch zuordnen können, wem denn nun diese Blutproben gehören.
So – nächster Stopp – der Check beim Arzt. Die hatten dort drei Ärzte in verschiedenen Räumen sitzen. Ich wurde ins hinterste Zimmer gerufen – dort wartete eine blonde, langhaarige Ärztin auf mich, die einen sehr guten, beruhigenden und sanftmütigen Eindruck auf mich machte. Genau das brauchte ich in diesem Moment – danke dafür 🙂 Sehr einfühlsam und ruhig stellte sie mir die Fragen und erklärte mir auch gewisse Dinge. „Nun Frau Bender, wann haben Sie denn heute das letzte Mal gegessen?“ – „Hm, das war heute Mittag kurz vor Zwölf…“ – „Oh – das ist aber schlecht. – Essen Sie vor der Spende noch unbedingt etwas!“ Und so kam ich – obwohl noch kein Tröpfchen Blut gespendet – zu einer Portion leckerem Wurstsalat mit Brot bereits vor der Spende ;-))) Noch etwas Wasser hinterher und dann ging es in den großen Saal mit den vielen Liegen. Diese waren fast alle belegt mit lauter Helden, die ihr Blut für eine gute Sache spendeten.
Ich wusste, was jetzt kam – der kleine Pieks 😉 Ich setzte mich zu einer DRK-Helferin und diese musste eine Blutprobe an meinem Finger entnehmen um festzustellen, wie mein Hämoglobin-Wert (HB-Wert) ist. Dann kamen meine Aufkleber zum Einsatz und wurden auf die kleinen Reagenzgläschen geklebt. Ganz wichtig ist auch die Frage nach dem Geburtstdatum – gefühlt wurde ich mindestens 10 mal danach gefragt. Man will ja schließlich alles richtig zuordnen können. Sehr gut! Nun bekam ich das Kästchen mit den vielen Reagenzgläschen und dem Behälter, den später mein Blut füllen wird. Weiter zur nächsten Station…
Ich wurde von einer freundlichen DRK-Ehrenamtlichen in Empfang genommen und kam auf eine Liege – ich bevorzugte meinen rechten Arm – der war mir irgendwie lieber. So – nun kam dann die Aufforderung, sobald die Nadel sich in meinen Venen befindet, meine Hand zu einer Faust zu ballen und wieder auf… Diese immerwährende Bewegung führt dazu, dass das Blut schneller fließt und somit die Blutspende auch nicht all zu lange dauert 😉
Ich weiß mittlerweile was ich tun muss, wenn ich gepiekst werde… Ich versuche zu relaxen. Da es wohl ein Klassenraum der Grundschule war in dem ich lag, hingen oben an der Wand schöne Bilder. Und Musiknoten waren auch zu erkennen – ja wunderbar, wie für mich gemacht 🙂 Außerdem habe ich versucht, mich ganz auf die Personen einzulassen, die mir beim Liegen und Blutspenden so begegneten. Hihi – die sausten etwas um mich herum – hatte ich das Gefühl – da sie entzückt waren, eine Erstpenderin auf der Liege vorzufinden 😉 Da ich bei sowas grundsätzlich immer aufgeregt bin, versuche ich mit den Leuten ruhig ins Gespräch zu kommen. Das war wirklich gut so – denn die Zeit vergeht schneller und man bekommt interessante Details geliefert. Meine Piekserin erklärte mir dann, was mit meiner Blutspende genau passiert – in welche Teile diese aufgeteilt wird und in welchem Zeitraum das alles geschehen muss. Ach ja – und während mein Blut floss gab es auf meiner rechten Seite eine digitale Anzeige, wieviel Milliliter Blut ich denn schon gespendet habe – super 🙂 Insgesamt wird einem ungefähr ein halber Liter Blut abgezapft. Ein Mensch besitzt so viel Blut wie ungefähr 8% seines Körpergewichts. Eine 70 Kilo schwere Frau hat also ungefähr 5-6 Liter Blut.
Hand auf – Hand zu – Hand auf – Hand zu… Immer und immer wieder. Ich achtete darauf, schön tief und gleichmäßig zu atmen. Mein Körper hat schon gemerkt, dass ihm da etwas abhanden kommt. Nun – mein Pulsschlag wurde auch etwas höher und ich merkte, dass mein Arm bzw. meine Beine etwas zu kribbeln anfingen. Ich habe das natürlich gleich meiner Helferin nebenan gesagt und alles war gut 😉 Und weiter ging es… „So – da sind wir auch schon fertig. Haben Sie sich eigentlich vorbereitet auf die Blutspende?“ – „Ja, ich habe viel getrunken während des Tages.“ – „Na, das hat man gemerkt!“ 🙂 Hehe…
So – jetzt bekam ich die Einstichstelle versorgt und einen kleinen Verband drumherum und durfte erstmal draufdrücken. Arm hoch und draufdrücken. Aber dabei liegenbleiben – ganz wichtig. Ich bin lieber etwas länger liegengeblieben und habe schön auf meinen Körper gehört, was er mir denn zu sagen hat 😉
Nach 10 Minuten holte mich dann ein wiederum sehr freundlicher Ehrenamtlicher ab und brachte mich – wohin wohl – zur nächsten Liege 😉 Erstspender dürfen bzw. sollen sich extra ausruhen dürfen. Ich war zugegebenermaßen auch noch etwas vorsichtig unterwegs. Von daher nochmal liegen. Ich war soooooooo stolz auf mich, das glaubt ihr gar nicht – stolz wie Oskar!!!
Nach 10 Minuten entließ mich dann ein weiterer Helfer zum Essensbuffet – Schlaraffenland!!! Dort bekam ich einen wunderbaren Käseteller gereicht mit allerlei Käsesorten, Butter, Tomaten und Brot. Dann gab es noch frisches Obst, Kuchen und natürlich auch zu Trinken. So blieb an diesem Abend meine Küche sauber 🙂
Meine Kollegin und ich haben uns dieses Essen wohlverdient und ließen es uns schmecken – Mampf! Mit Sport muss ich jetzt noch 1-2 Tage warten – das wusste ich vorher und habe mich darauf eingestellt.
Ich dachte an all die Menschen, die gerade Bluttransfusionen bekommen bzw. an Krebskranke in der Chemotherapie… Ja – und sogar an die wie wild durch die Gegend fahrenden Motorradfahrer dachte ich auch…
Ich wünsche niemandem, dass er irgendwann einmal auf Spenderblut angewiesen ist – aber wenn, dann ist für Nachschub gesorgt dank all der Blutspender und der vielen Ehrenamtlichen, ohne die eine Blutspendeaktion nicht möglich wäre.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen unfallfreien Sommer und bis zum nächsten Mal,
Julia
PS.: Ein großer Dank meiner Kollegin, die mich zu der Blutspende mitgenommen und mir damit einen sehr großen Gefallen getan hat. Ein weiterer Dank gilt allen Ehrenamtlichen des DRK Kronau – eine tolle Mannschaft seid ihr! Und wenn das eine Hochsensible von sich gibt, dann ist da auch tatsächlich was dran 😉 Und das Essen hat sehr gut geschmeckt!
PPS.: Wie ich mich auf eine Blutspende vorbereite
PPPS.: Ablauf einer Blutspende