Über die Osterfeiertage habe ich in einem ganz besonderen Buch geblättert.
Elli und der unsichtbare Schnabel.
Simone Dräger, die Autorin, schreibt hier über ein Phänomen, welches – genauso wie Hochsensibilität auch – unsichtbar ist – sie schreibt über ihr bisheriges Leben und über eine Art unsichtbaren Teppich, der sie jeden Tag begleitet. Simone ist in vielen Situationen ihres Alltags in sich selbst gefangen und reagiert mit Nichts – also mit Sprachlosigkeit, einer hohen Erregung ihres Nervensystems und einer seelischen Starre. Sie bringt Licht und Klarheit in den Nebel des Mutismus.
Warum ich das hier schreibe? Nun, Simone schreibt nicht nur eine Geschichte über die Ente Elli – sie schreibt im 2. Teil ihres Buches auch darüber, was Mutismus genau ist und was das mit dem Zustand ihres Nervensystems zu tun hat – es ist eine Suche nach Sicherheit.
Was ich an Simones Beschreibung faszinierend finde? Sie trägt die Arbeiten sämtlicher Fachexperten und Wissenschaftler zusammen, die mich gerade selbst interessieren. Ich war wirklich baff! Aber mit Mutismus habe ich gar nichts zu tun. Nun ja, ganz früher vielleicht. Aber jetzt beschäftige ich mich mit einem ganz anderen Thema, in welchem es auch um die Suche nach Sicherheit geht.
Stephen Porges hat eine neue Theorie entwickelt um zu erklären, wie unser Nervensystem auf (Lebens-) Bedrohung von außen reagiert und wie man wieder in die Lage kommt, sich sicher zu fühlen. (Polyvagaltheorie)
Er beschreibt ganz genau, dass der gleiche Mensch in der gleichen Umgebung ganz unterschiedliche Reaktionsweisen zeigen kann, wenn sein Nervensystem sich in einem anderen Zustand befindet (Neurozeption).
Was hat das Ganze nun mit Hochsensibilität zu tun? Nun – läuft das Nervensystem auf Hochtouren und wählt es als Exit-Strategie den Freeze, also eine Starre, dann könnte ein Hochsensibler auf die Idee kommen, das wäre ja „nur“ eine Reizüberflutung. Dabei wären ganz andere Maßnahmen erforderlich. Genau bei dieser Unterscheidung sollten Hochsensible genau Bescheid wissen, wann sich ihr Körper in der Reizüberflutung befindet und wann evtl. in einem Notzustand ihres Nervensystems (oder beides).
Im einen Falle ist Reizabschottung hilfreich, im anderen Falle hilft die Stimulation des sogenannten ventralen Vagusnervs (z.B. Kontakt zu lieben Menschen, den eigenen Körper spüren, langes langsames Ausatmen, …).
Ich habe schon viel zu viel geschrieben. Warum? Weil die Suche nach Sicherheit des Nervensystems so viele verschiedene Ausprägungen haben kann wie es Sandkörner auf dem Mars gibt. Deshalb im Anschluss meiner Worte noch eine Liste von Themen, die mit Unsicherheit im Nervensystem einhergehen können. Viel Spaß beim Stöbern und beim Finden eines jeden persönlichen Ostereis 🙂 (Ei, nicht Eis, sonst hieße es Ostereises – hihi…)
Frohe Ostern uns allen!
Liebe Grüße, Julia
PS.: Einem Wort habe ich übrigens in meinem Text oben keinen Raum geschenkt – aus dem Grund, weil es sehr oft missverstanden wird. Dem „Raum“ schenke ich jetzt allerdings 2 Buchstaben. Ein „T“ vorne und ein „A“ hinten.
Nein, es sind nicht immer einmalige Ereignisse, die dieses auslösen, wie z.B. Krieg, Gewalt usw. Es können auch (vor-) geburtliche Ereignisse oder Ereignisse in den ersten 3 Jahren in der Entwicklung eines Kindes sein, die die Sicherheit desselben gefährden, ohne dass es den Eltern selbst bewusst ist (weil z.B. ein Elternteil selbst traumatisiert sein könnte) – Entwicklungstrauma genannt.
HSP (Elaine Aron, Ilse Sand, Tom Falkenstein)
Hochbegabung
Mutismus
Arno Gruen (alle Bücher)
Bindungsstörungen (Schutzgarten, Buch: Liebe & Bindungsangst)
Angst, Panikattacken, Prüfungsangst
Jonice Webb, CEN (Running on Empty)
Gopal Norbert Klein (Lokale Gruppen)
Buch: Entwicklungstrauma heilen (Heller, LaPierre)
Epigenetik, Kriegskinder
Wie weiter? Ganz einfach: Gute Selbstfürsorge, Kontakt zu anderen Menschen (sich selbst mitteilen, SEIN) und neue Erfahrungen (alte Erfahrungen überschreiben, TUN).
Körpertherapie (reine Gesprächstherapie kommt nicht an die tiefen Schichten des Nervensystems ran!), Sport, Musik, Natur, GfK, EFT, Alexander-Technik, Kreativität, das Eigene nach Außen bringen, Singen, Kontakt mit lieben Menschen, für mich selbst da sein und da bleiben, gute Selbstfürsorge, Selbstmitgefühl (Kristin Neff), Schreiben (Stephan Konrad Niederwieser), sich mitteilen in lokalen Gruppen…