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Autonomie in Verbundenheit

Ich fühle gerade etwas Verzweiflung, weil ich nicht weiß, wie man einen Blogbeitrag nennen sollte, der ein liebevoll gezeichnetes Video enthält, was den Kern der meisten – wenn nicht gar aller – Probleme hier auf der Erde beschreibt.

(Verzweiflung hat sich gelegt, habe nun den Titel geändert 😉 )

Ich habe das Bedürfnis, dass alle Menschen dieses Video sehen, weil es viele Dinge offenlegt. Auf liebevolle und tragische Art und Weise zugleich.

Falls euch ein passenderer Titel für diesen Blogbeitrag einfällt, gerne über Kommentar und ich passe dann eventuell an 🙂

Und nun viel Freude und Einsicht beim Schauen…

PS: Arno Gruen, ein Autor vieler Bücher, die dieses Kernthema betreffen, bezeichnet mit Autonomie kein Einzelgängertum oder reine Eigenimpulse – sondern unter Autonomie versteht er die Fähigkeit, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse in Kontakt mit jemand anderem ausdrücken zu können. Die Fähigkeit, sich selbst in Beziehung zu jemand anderem wahrzunehmen und mitzuteilen. Vom Prinzip her etwas sehr Einfaches 😉

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Schnieptröte – törööö!

Häää?!? Was bitte sehr ist das denn nun schon wieder? Und was hat eine Schnieptröte mit Hochsensibilität zu tun? Erstmal gar nichts 😉
Sabine Dinkel, die Autorin des Buches „Hochsensibel durch den Tag„, wurde vor zwei Jahren von der doofen Schnieptröte befallen. Auf einmal war sie da – einfach so! Schnieptröte ist wie der Flusskrebs, nur ohne Wasser 😦

Während ihrer Erkrankungs- und Genesungsphase stellte Sabine schnell fest, dass es in der Schnieptröten-Literatur kaum Bücher gab, die einen:

  • sowohl über diese Krankheit aufklären,
  • einem verständlich Gesundungswege aufzeigen,
  • gute Tipps zur Selbsthilfe und zum Hilfe holen an die Hand geben
  • als auch einem gleichzeitig Lebensmut und Halt schenken.

Ohne übertreiben zu wollen: All das vereint dieses Buch.

Jedoch der größte Gewinn für den Patienten aus meiner Sicht ist, dass es Sabine gelungen ist, über all ihre Gefühlswelten und Ängste in verschiedenen Phasen der Krankheit zu schreiben – und wie man am besten mit diesen umgeht. Um sich danach wieder mit kleinen Schritten dem Leben zuzuwenden.

Dank der Kreativität und Schaffenskraft von Sabine ist ein sehr umfassender, lebendiger und liebevoller Ratgeber entstanden, den ich jedem Schnieptröten-Patienten als auch deren Angehörigen, Freunden und Ärzten ans Herz legen möchte.

Hier geht es zum Blick ins Buch.

Und hier auf die Seite von Sabine Dinkel, mit weiterem Info-Material.

Dieses kraftspendende Buch gibt Betroffenen (und deren Angehörigen) Halt – vom 1. Tag der Diagnose an bis zur Reha und darüber hinaus. Dabei beschwichtigt Sabine Dinkel in keinem Falle und kehrt die nicht so schönen Seiten dieser Krankheit keineswegs unter den Teppich. Ganz offen spricht sie auch über die dunklen Tage und Gedanken. Nur spaziert man mit Sabine Dinkel etwas anders durch den Klinikalltag und das medizinische Fachvokabular. Da wird der Krebs zur Schnieptröte, die Chemotherapie zur „Schorle grün-weiß“ und Metastasen zu Doofmannsgehilfen. Deshalb ist dieses Buch sehr fein und verdaulich zu lesen, sehr verständlich geschrieben und regt alleine durch die bunte und lebendige Aufmachung zum Ausprobieren all der kreativen Tipps an.

Angereichert mit liebevollen Comics aus Sabines Kreativitätsschatz und verschiedensten Zitaten von Mitpatienten bekommt man einen guten Einblick aus der Perspektive eines Schnieptröten-Patienten. Egal, ob Blut-Schnieptröte, Eierstock-Schnieptröte oder welche Schnieptröte auch immer.

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Durch dieses Buch wurde mir als Nicht-Betroffener klar, dass diese Krankheit wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Beim Lesen zwischendurch habe ich ein paar Male tief Luft holen müssen, da man sich nicht nur mit dem Überleben von Schnieptröten-Patienten beschäftigt. Sondern auch mit dem eigenen Tod. Mir wurde aber auch klar, dass ich als Freund oder Angehörige sehr, sehr viel tun kann, dass es dem Kranken auf mentaler Ebene besser geht. Und vor allen Dingen habe ich gelernt, besser mit der Schranke umzugehen, die nach unten klappt, wenn jemand eine schreckliche Diagnose bekommt oder ihn eine Lebenskrise beutelt. Die Schranke nämlich, nicht zu wissen, wie man jetzt mit dieser Person umgehen soll. Sabine schildert aus ihrer Sicht das angemessene bzw. auch nicht angemessene Verhalten des Umfelds. Und das mit ganz viel Humooor 🙂 🙂 🙂

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Mein Tipp für den wirksamsten Buchgenuss: Während dem Lesen sich einzelne Dinge markieren/aufschreiben, die für einen selbst passen und die man umsetzen möchte – das Buch hat wirklich dicht gepackten Inhalt. Man muss sich das wie bei einem leckeren Buffet vorstellen – man bekommt sehr viel geboten, allerdings wird einem ungut, wenn man gleich von allem etwas probieren möchte 😉 Deshalb am besten 2-3 Dinge herauspicken und umsetzen. Dann die nächsten, usw. Schritt für Schritt.

Auf jeden Fall werde ich bei meinem nächsten Arztbesuch den Fachexperten mit meinem neuen Vokabular irritieren, wie z.B. den Weißkörperchen, hihi 😉 Und bei verhaltensoriginellen Leuten werde ich demnächst immer ein Grinsen im Gesicht tragen, dank dir, Sabine, die du dir und uns so originelle Hirnorigamis zusammenbastelst – humorvoll, nährend und heilsam!!!

Ganz besonders gefreut hat es mich, dass du Robert Seethaler ab und an zitiert hast. Einer meiner Lieblingsautoren, dessen Bücher ich jedem Hochsensiblen nur ans Herz legen kann 🙂 Hach, der Schreibstil…

Ich hoffe sehr, euch einen Vorgeschmack über dieses überaus kraftvolle Buch gegeben zu haben – trotz Schnieptröte, Schorle und Doofmannsgehilfen.

Auch wenn die Phasen einer Schnieptröten-Erkrankung trostlos und dunkel erscheinen – dieses Buch wird ein ständiger Lichtblick sein, dessen bin ich mir ganz sicher.

An dieser Stelle wünsche ich allen Schnieptröten-Patienten aus tiefstem Herzen viel Kraft – aber auch den Mut, die eigene Schwäche da sein zu lassen. Alles braucht und hat seinen Raum und seine Zeit. Alles Gute euch da draußen!!!

Alles Liebe,
Julia

PS.: Liebe Sabine – ganz persönlich ein großes und herzliches Danke an dich von meiner Seite – das Buch baut nicht nur in Schnieptrötenkrisen auf. Ich drück dich! Vor allen Dingen drücke ich dich jetzt in Gedanken einmal am Tag – bis einschließlich Weihnachten – einfach so :-)))

Und: Die Warteschleife der Urologie Stühlinger ist wirklich zum glu(ü)cksen 🙂