Kennt ihr das? Ihr sitzt in einem Stuhlkreis und werdet nach einer Veranstaltung gefragt, wie es für euch war und in dem Moment, wo ihr dran seid, bekommt ihr all eure Gedanken, Gefühle und Eindrücke nicht sortiert und zum Ausdruck gebracht?
Ich habe mich vorhin schlicht und ergreifend verstopft gefühlt.
So langsam lichtet sich das Chaos wieder. Ich ärgere mich darüber, dass ich nicht das sagen konnte, was ich sagen wollte. Ich hätte das Ganze auch lösen können, indem ich einfach gesagt hätte, ich fühle mich gerade so und so… Aber nichtmal das ging. Ich konnte mich nicht mitteilen, wie ich es wollte. Mein System war gefühlt dem Shutdown nahe. Too much. Das Fass kurz vorm Überlaufen. Zu viel Schönes und zu viel Neues und auch Altes warteten darauf, einsortiert zu werden. Dann habe ich gefühlt eine Maske aufgesetzt – meinen aktuellen Zustand nicht mitgeteilt – und so gut es ging meine Erfahrungen in den Übungen mitgeteilt. Das ist natürlich auch ein valides und wertvolles Feedback – aber mein aktueller Zustand sah ganz anders aus. Aber so fiel das niemandem auf. Außer mir und jemand anderem.
Wir haben ganz wunderbare Übungen gemacht. Zum Beispiel die, wo man sich gegenüber steht und einem anderen längere Zeit in die Augen schaut. Mein erstes Gegenüber war die Leiterin – es war ein unglaublich schöner, lebendiger und freudiger Kontakt. Ebenso mit meinem zweiten Gegenüber. Für mich ist diese Übung so überaus intensiv, weil da einfach so viel Liebe und Freude hin- und herspringt. Ich kannte diese Übung zwar – aber 2 Leute hintereinander sind einfach too much. Zumindest war es für mich heute so.
Dann war noch eine Freundin mit im Kreis, die mittlerweile zu meinem persönlichen Seismographen geworden ist. Sie ist so sensibel und empfindsam, dass sie sofort merkt, wann ich echt bin und wann nicht. Ich merke das. Und ich bin ihr unendlich dankbar dafür. Weil sie mir zeigt, wo meine Kanten sind und wo ich weicher und mehr ich selbst sein und werden darf. Allerdings kostet mich eine solche Begegnung auch Kraft – währenddessen als auch im Nachgang – weil ich regelrecht auf mich selbst zurückgeworfen werde. Meine alten Überlebensmuster schlagen Alarm, weil sie merken, dass sie so langsam ausgedient haben. Was wird von außen erwartet, was ich sagen soll – und was empfinde ich wirklich wirklich und was will ich wirklich wirklich sagen? Aber das ist ok so. Diese Schieflage darf sein. Ich danke meinen Überlebensmechanismen für ihre alten und treuen Dienste und schenke ihnen ein Lächeln. Sie werden nicht komplett verschwinden. Aber mit der Zeit werden sie kleiner und kleiner. Und etwas anderes darf sich ausweiten.
In diesen 3 Stunden ist noch so viel mehr auf so unterschiedlichen Ebenen passiert, was ich in den nächsten Stunden und Tagen noch zu fassen bekomme. Für mich war es jetzt wichtig, die Initialzündung zum Sortieren einzuleiten. Das Wichtigste ist jetzt erstmal draußen 😉 Ach nein, stimmt nicht. Wir haben einen achtsamen Waldspaziergang gemacht, wo ich mein erstes Kuckucksblümchen entdeckte!!! Wie schööööööön :-))))
Mir geht es jetzt besser. Ich fühle mich erleichtert, zufrieden und sortierter als bei meinem ersten Satz. Selbstreflexion tut gut. Nur schiebe ich diese manchmal sehr vor mir her. Weil ich mich dann nicht selbst anschauen und spüren möchte. Ein anderer Überlebensmechanismus. Der zum Glück auch kleiner wird. Und etwas anderes größer 🙂
Trust the process.
Euch wünsche ich ein liebevolles Wochenende und ganz herzlichen Dank, dass ihr bis hierher gelesen habt,
Julia
PS.: Sagt mal, ich kenne das Buschwindröschen oder die Waldanemone auch als Kuckucksblume… Wie sagt ihr dazu? Die vorhin im Kreis haben alle irgendwie so komisch geschaut – entweder, weil ich den falschen Blumennamen gesagt habe oder ich mich einfach zu sehr über etwas Kleines gefreut habe 😉