Jeder, der Harry Potter gesehen hat, kennt Fawkes – den Phönix von Albus Dumbledore.
Dieser Phönix durchlebt im Laufe seines Lebens verschiedene Phasen – er wird neugeboren, durchlebt eine Phase, dann geht er in Flammen auf und zerfällt zu Asche, bevor er wieder neugeboren und frisch dem Leben nachgeht.
Für mich persönlich ist der Phönix das Sinnbild der Hochsensibilität.
Warum?
Ich sehe Parallelen zum Phönix-Zyklus. Die Phase der Überstimulation und der Reizüberflutung ist die Phase kurz vor dem Niedergang – das sind die Flammen, in die der Phönix aufgeht, es ist eine Phase des Zusammenbruchs, der Instabilität.Die Gedanken und Reizeinflüsse des Hochsensiblen rennen im Zickzack durchs Gehirn und ein Gedankenfeuerwerk macht sich breit – das kann sogar bis zur negativen Gedankenspirale und Selbstkasteiung führen. Der Hochsensible muss sich in dieser Phase zurückziehen – der Phönix zerfällt zu Asche. Irgendwann – nach einer gewissen Zeit der Ruhe und Regeneration – kommt dann ein entspanntes Gefühl der Erleichterung. Die Wogen glätten sich. So langsam kommt wieder Ordnung in die Bahnen.
Erleichterung macht sich breit. Der Phönix ist wieder erwacht – er ist jetzt stärker als vorher. Der Hochsensible hat seine Gedankenflut und Eindrücke wieder sortiert bekommen und hat sein Fundament an Werten und Konstrukten erweitert und stabilisiert.
Er sollte sich dessen bewusst sein, dass dieser Prozess förderlich für sein Selbst ist.
Des Weiteren ist der Phönix in Harry Potter ein Lastenträger, auf seinen Schwanzfedern trägt er sogar Personen mit sich. Viele Hochsensible sind ebenfalls Lastenträger und begleiten andere Menschen und stützen sie, geben ihnen Halt.
Ich persönlich habe noch keine Erfahrung wie es ist, immer besser mit der Reizflut von außen umgehen zu können. Ich merke bei mir auf alle Fälle Fortschritte – aber die nächste Überstimulation kommt bestimmt. Ich werde sie akzeptieren, werde sie hinnehmen in dem Bewusstsein, dass es wieder besser wird und dass ich gestärkt daraus hervorgehe.
Dieser Prozess funktioniert natürlich immer nur dann, sofern man weiß, dass es so etwas wie Hochsensibilität gibt. Viele versuchen in dieser Phase dann noch viel mehr zu tun, machen dies und das, verkrampfen dabei innerlich und vergessen, auf sich selbst zu hören. Sie orientieren sich an Normalsensiblen und sehen, was diesen gut tut. Das muss doch auch für mich gut sein! Nein, muss es nicht. Es wäre dabei so einfach. Einfachheit – genau, das ist das Stichwort. Dem Hochsensiblen tut Einfachheit gut. So einfach ist es – eigentlich. Entspannt sich der Einfachheit hingeben in Phasen der Reizüberflutung – so wie Hermine in den Teufelsschlingen…
Genau das darf und muss man für sich eingestehen – so wie man als Hochsensibler für andere in schweren Stunden da ist, darf man sich als Hochsensibler das Recht herausnehmen, sich selbst im Zustand der Überstimulation am Wichtigsten zu sein und für sich zu sorgen – und das übrigens nicht nur in Phasen der Überstimulation.
Selbstfürsorge! Wisst ihr denn, was euch wirklich gut tut?
Welch schöner Text! 🙂
Da es mir manchmal noch etwas schwer fällt mit diesen Situationen umzugehen, werde ich sicherlich des Öfteren auf deine wundervollen Vergleiche zurückgreifen.
Vielen Dank für diese warmen Zeilen.
Liebe Grüße,
Traeumeline
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Hey Julia,
mir gefällt der Vergleich – insbesondere das Betrachten der Reizüberflutungsphasen und den Gedanken, dass dann abwarten bis zum Vorübergehen bzw. erst ein in Flammen aufgehen (die völlige Begeisterung, Faszination) da ist und dann das (leidige) Zerfallen zu Asche..
Mein persönlicher Vergleich dazu ist der Tanz Shiwas aus der indischen Mytologie. Liegt wohl auch daran, dass mir Yoga und Meditation sehr viel dabei geholfen hat, meine Hochsensibilität und überdurchschnittliche Hochintelligenz bei mir selbst zu entdecken (auch getestet, was mir wichtig war und ist). Und den Umstand, dass ich wie in einem Kerker mit all meiner intensiven Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit über große Teile meines Lebens umgegangen bin. All die vielen „stell Dich nicht so an´s“ aus Kindertagen. Das mit dem Feuer gefällt mir auch daher, dass erst eine Familiengeschichte zuende gehen musste (Tod meines Vaters), bevor ich neu entstehen konnte (um im Bild zu bleiben).
Ich hab heute den Link zu Deinem Block hier über die aktuelle Gehirn und Geist gefunden. Ich selber poste recht fleissig auf instagramm unter 01teamlive und habe angefangen, ein Buch zu schreiben http://www.facebook.com/talenthoch3 (Hochbegabung, Hochintelligenz, Hochsensibilität). Kannst da ja gerne mal gucken, wenn Du magst.
Ich bin an ein wenig weiterer Vernetzung interessiert.
Auf meiner Instagrammseite habe ich eine kleine Geschichte von einem Chamäleon geschrieben, dass die Leuchtkraft seiner Farben entdeckt, die es bislang in seinem Leben ausschlieslich dazu genutzt hat, sich an gefahrvolle Kontexte anzupassen. das passt ganz gut zum Thema Verbrennen und Reizüberflutung. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es zwei Richtungen dabei gibt – entweder ich überflute die Welt mit all meinem Vermögen, meinen Talenten und Können und verstand dann alles bzw. das Meiste nicht mehr (u.a. auch beruflich – wie kann das sein, dass jemand der so viel kann nicht ständig gefragt ist und sich auch hier scheinbar wieder und wieder neu erfinden muss – http://www.teamlive.de) oder etwas in der Welt überflutet mich und ich brauch dann einfach nur Natur, Schreiben, Zeichnen oder ähnliches wie eben auch Sport, Meditation, Yoga.. vor allem viel Sport und Bewegung in der Natur (Reiten, Mountainbiken, Klettern, Wildwasserkajak usw.) Damint ist da uch gleich das Thema Sensation Seeker und der Umgang damit..
Hey Julia, ich will mal nicht Deinen Block fluten. Es ist nur schön, nach und nach Menschen zu begegnen, die auch etwas „davon“ haben – auf ihre ganz eigene Art und Weise.
Es ist vor allem auch schön, seine Flügel immer wieder neuen Dingen und Situationen, Begegnungen, Träumen und alle dem entgegen zú schwingen. Und aus weitreichender Erfahrung zu wissen, dass das Verbrennen lediglich eine Transition ist, ein Wandel und der letztlich ist genau das, was auch im Kern mit dem Tanz Shiwas (des reinen Bewusstseins übrigens) gemeint ist. Mag sein, dass sich unserers schlichtweg öfters neu bereinigt.
Hab eine gute und gesunde Zeit. Liebe Grüße
Stefan
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Lieber Stefan,
deine Worte haben mich sehr gefreut, danke dafür! Und die Parallelen zu Shiwa finde ich sehr interessant – wunderbar 🙂 Zum Chamäleon habe ich übrigens noch etwas für dich, vielleicht auch ganz interessant – schau hier:
https://hochsensibel1753.wordpress.com/2015/09/05/das-chamaeleon-in-der-schublade/
Und bezüglich Hochbegabung kann ich dir Jona Jakob empfehlen. Er schreibt schöne Beiträge über Themen wie Hochbegabung, Hochsensibilität u.a.:
http://begabt-sensibel.blogspot.de/2015/08/der-hillary-tenzing-effekt-sozialer.html
Und dann noch den Blog von Markus Walz – er schreibt richtig schön und anschaulich:
http://markuswalz.eu/hochsensibilitaet/
Nicht zu vergessen Manon Garcia:
http://hochbegabt-oder-hochsensibel.manongarcia.de/
So – das wars erstmal mit Input 🙂 Ich hoffe, es ist etwas Interessantes für Dich dabei.
Alles Liebe & Gute und Dir ebenfalls eine gesunde Zeit,
Julia
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Dein Text ist wunderschön beschrieben.
Der Phönix ist auch mein Weggefährte. Für mich steht er für meine Wahl, als HSP, mich immer wieder zu erneuern. Der Phönix verbrennt, um aus dem verwesenden Leib oder aus seiner Asche wieder neu zu erstehen.
„nach einer gewissen Zeit der Ruhe und Regeneration“
Dies ist schmerzlich… , aber das Potential, das Du in Dich trägt, wird klarer.
Vertrauen und Hingabe sind da noch wichtig. Auch die Selbstzweifel sind immer wieder da.
Ich glaube auch, dass uns hochsensiblen Menschen, dieser Weg leichter fällt und ein Geschenk ist.
„Und es hilft enorm, zu wissen, dass es die Hochsensibilität und die anderen HSP gibt“
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Liebe Elke,
ganz herzlichen Dank für deinen wunderbaren und wertvollen Kommentar, bei dem mein Herz aufging vor Freude 🙂
Oh ja, Vertrauen ist wichtig – nicht nur Selbstvertrauen sondern ein allgegenwärtiges Vertrauen in das Drumherum – auch wenn es in genau diesem Moment sehr düster aussehen mag. Aber die Kunst ist dann tatsächlich, dass man genau dann daran denkt, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Man darf sich dafür die Erlaubnis geben und muss sich nicht diesem negativen Gedankenstrudel hingeben bzw. sich mit hinunterziehen lassen. Als ich noch nicht wusste, dass ich hochsensibel bin, bin ich da sehr oft mit hinuntergespült worden. Das ist jetzt viel, viel besser geworden und meine Lebensqualität hat sich dadurch spürbar verbessert. Es ist ein iterativer Prozess.
Was meinst du mit „dass uns hochsensiblen Menschen, dieser Weg leichter fällt“?
Und deinem letzten Satz kann ich nur beipflichten – es ist einer der Grundanker, der für jeden Hochsensiblen ungemein wichtig ist: Sich mit anderen hochsensiblen Menschen austauschen. Nach einem HS-Treffen bin ich zwar immer etwas geplättet, weil die Gespräche doch sehr in die Tiefe gehen und man tatsächlich auch verstanden wird 🙂 Aber das gibt so unendlich viel Kraft und Selbstverständnis, das muss man einfach pflegen. Man bekommt dadurch eine ganz andere und bessere Grundstabilität für seinen Alltag.
Liebe Elke – ich wünsche dir weiterhin alles Gute und einen guten Start in die neue Woche!
Alles Liebe,
Julia
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Liebe Julia,
auch Deine Offenheit und Deine weisen Worte treffen bei mir ins Herz. Dein Blog gefällt auch mir sehr gut.
Was meine ich mit “dass uns hochsensiblen Menschen, dieser Weg leichter fällt”?
Der Phönix steht für mich als Fabelwesen für Erneuerung und Wandlung.
Sehe ich genau wie Du „Vertrauen ist wichtig – nicht nur Selbstvertrauen sondern ein allgegenwärtiges Vertrauen in das Drumherum“
Auch wenn es manchmal nicht so ausschaut und dieser Weg manchmal beschwerlich ist, haben wir hochseniblen Menschen, wenn wir durchlässig sind, einen leichteren Zugang sinnhaft leben zu können.
„Wir brauchen die Dunkelheit, um uns am herrlichen Morgen zu erfreuen“ Thich Nhat Hanh: Jesus und Buddha (2005)
Ich wünsche Dir auch alles Gute und eine intensiv schöne Zeit.
Alles Liebe
Elke
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Ich finde die Hochsensibilität viel viel mehr in der Person der Luna Lovegood personalisiert als in allem anderen… die nach außen scheinende „Verücktheit“, doch im Grunde ist es oft unverstandene Tiefe… sie scheint abgekapselt, doch ist den Menschen nahe… sieht DInge, die niemand anderes sieht…
Für mich eine völlig unterschätzte Rolle bei Harry Potter, und viel viel mehr und klarer die Hochsensibiliät personalisierend als der Phönix…
Leo
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Hallo Julia,
manchmal denke ich, dass du über mich schreibst. In vielen Dingen erkenne ich mich wieder, obwohl sich mein Fokus bezgl. HSP bislang eher auf meine Kinder gerichtet hat… Aber auch ich lerne immer gern dazu und lese (bilde) mich weiter 🙂
Viele Grüße,
Yvonne
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Das finde ich einen ganz tollen Vergleich und wunderbar plastisch dargestellt. Ich finde im Übrigen Deine ganze Homepage sehr eindrucksvoll und die Linksammlung ganz fantastisch – halte mich schon den ganzen Abend daran auf. Viele Grüße aus dem Norden! Gruß Uwe
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Danke Uwe! Es freut mich sehr, dass Dir meine Homepage Freude bereitet 🙂
Bis bald,
Julia
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