Überreizt! Sich das eigene Tempo erlauben

Wie wichtig es ist, auf sich selbst und seinen Körper zu hören, habe ich heute Morgen wieder erfahren dürfen. Meine Woche war sehr erlebnisreich – unter anderem zwei Tage, an denen ich zusammen mit tausenden von anderen Kollegen fachlichen Input erhalten habe. Dort habe ich es geschafft, die Tage so hochsensiblengerecht wie möglich zu gestalten und mich in Reizbekömmlichkeit zu üben. Das hat ganz wunderbar funktioniert. Am Freitag dann noch ein themenvielfältiger Arbeitstag. Abgerundet wurde dieser Tag mit einem sehr guten Freund, Abendessen beim Italiener und einem Kinobesuch.

Die Quittung kam allerdings heute Morgen. Ich habe wohl die Eindrücke der Woche im Schlaf verarbeitet und zwar so, dass es ein recht unruhiger Schlaf war. Dann klingelte es recht früh an der Haustür und das Klingeln riss mich aus dem Schlaf – na toll! Ach du je – ich habe den Ablesetermin für den Heizungszähler vergessen. Uff – Adrenalin pur! BAM! Ich fühlte mich nicht in der Lage aus dem Bett zu springen und die Tür zu öffnen. Julia – alles gut – liegenbleiben! Plötzlich setzte das Gedankenkarussell ein. So ein Mist, jetzt hast du den Termin vergessen. Du wolltest dich doch darum kümmern. Selbstvorwürfe. Zukunftsdenken – hoffentlich kommt der Mensch nochmal, blablabla…

STOPP! Zum Glück bin ich Stoppschild-erprobt und weiß mittlerweile, welche meiner Gedanken produktiv sind und welche nicht.

Ich habe in mich hineingehört und gemerkt – ich sollte noch etwas liegenbleiben und mich ausruhen, die Augen fühlten sich noch schwer an. Gefühlt – gemacht. Der Kopf und meine Gedanken fühlten sich auch sehr träge an – das bedeutete für mich ein ganz langsames Tempo anzuschlagen, um meinen Morgen zu starten. Also gut – ich akzeptiere mich so, wie ich gerade bin. Und wieder der Bedürfnis-Check: Was fehlt dir oder was brauchst du jetzt? Ich habe es tatsächlich geschafft, alle Bürden und Todo’s abzulegen und mich meiner selbst bewusst zu werden. Da war er, der Draht zu mir selbst und meinen Bedürfnissen. Also gut – erstmal ins Bad und Fensterrunde. Danach meine samstäglichen 120 SitUps. Dann habe ich ganz entspannt und sehr, sehr langsam mein Frühstück zubereitet und gegessen. Ich war zwar langsam, aber ich war aktiv. Und mit dem Frühstück kam dann auch die Energie wieder in meinen Körper zurück – Schritt für Schritt. Ich habe mir selbst erlaubt, den Tag mit einem viel langsameren Tempo zu starten als normalerweise – und das war genau das Richtige in diesem Moment.

Diesen Blogbeitrag habe ich direkt nach meinem Lauf draußen an der frischen Luft und einer anschließenden eiskalten Dusche geschrieben – jetzt ist mein Kopf wieder frisch und mein Körper hellwach. Ein unglaublich gutes Gefühl – und mein Tempo ist wieder auf Normalniveau angekommen. Ich bin stolz auf mich! Denn das Wissen alleine über Hochsensibilität schützt vor Torheit nicht – wenn man sich das immer wieder vor Augen führt, dann steckt man solche Reizüberflutungen und (gefühlte) Rückschläge immer besser weg. Auch wenn sie sich nicht immer vermeiden lassen.

Im Übrigen hat heute Morgen nicht der Ableser für den Heizungszähler geklingelt, sondern die Feuerwehr, die die Weihnachtsbäume abholen wollte. Der Ableser kommt erst in zwei Wochen – danke Stoppschild!

Und gerade als ich diesen Beitrag abschicken wollte, klingelt mein Vermieter und drückt mir zwei Apfelkuchenstücke in die Hand – selbstgemacht versteht sich 😉

Eure Julia

4 Gedanken zu „Überreizt! Sich das eigene Tempo erlauben

  1. LyrenOrva

    Liebe julia es freut mich zu lesen, wie du es schaffst, immee wieder inne zu halten und auf dich zu hören und dennoch den spagat schaffst zwischen “aufsichhören“ und “böse gedankenmuster nicht beachten“ . Ich hoffe, irgebdwann auch zu dem punkt zu gelangen, wo ich sowas von mir behaupten kann.
    Viel erfolg weiterhin 😄

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    1. Highly Sensitive Person (High Sensation Seeker) Autor

      Liebe LyrenOrva,

      ganz lieben Dank für deinen bestärkenden Kommentar 🙂

      Das klappt mal mehr und mal weniger gut – aber die Tendenz stimmt auf alle Fälle. Ich könnte auch gut und gerne auf solche Abwärtsspiralen verzichten, aber sie kommen – vermutlich auch deshalb, weil ich ein Vieldenker bin – da heißt es dann einfach, Gedanken in eine produktivere Richtung leiten. Ist nicht wirklich einfach – aber je öfter man es versucht, desto erfolgreicher wird man.
      Ich wünsche dir dabei auch gutes Gelingen – man muss nur einmal mehr aufstehen, als man hinfällt 😉
      Und du hast Recht – es ist tatsächlich eine Gratwanderung zwischen „auf sich hören“ und den Gedankenmustern nicht verfallen. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Danke für den Denkanstoß!

      Alles Liebe,
      Julia

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  2. Arno von Rosen

    Liebe Julia, da bist du schon sehr weit gekommen. Unerledigte Aufgaben rauschen immer wie ein Güterzug durch meine Gedanken und ich kann nicht entspannen, wenn die Hauptpunkte auf meiner Tagesagenda nicht abgestrichen sind. Schaffe ich das, winkt Kreativität als Belohnung, wenn nicht, kurze Nächte …

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    1. Highly Sensitive Person (High Sensation Seeker) Autor

      Lieber Arno,

      herzlichen Dank für deinen Kommentar 🙂
      Ob ich tatsächlich weit gekommen bin, weiß ich nicht – aber es fühlt sich gut an, auf sich selbst hören zu können und das zu tun, was einem gerade gut tut. Da sollte es in der Schule ein Fach für geben 😉
      Jep – das mit dem Abarbeiten einer Tagesagenda kenne ich sehr gut – nur habe ich da tatsächlich gelernt erst dann weiterzumachen, wenn ich mich dazu bereit fühle (es sei denn, irgendetwas „brennt“). Ansonsten bin ich nicht mit Leib, Herz & Seele bei der Sache. Und so bin ich beim Erledigen der Aufgaben tatsächlich schneller… Und die Kreativität hat auch ihren Platz.
      Mal schauen, wie es weitergeht 🙂
      Dir wünsche ich noch einen schönen Sonntag und wir lesen voneinander!

      Liebe Grüße,
      Julia

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