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Perle vor die Säue?

Seit ich das Glasperlenspiel von Hermann Hesse gelesen habe, beschäftigte und irritierte mich einer der drei Lebensläufe daraus: Der Beichtvater.

Heute löst sich diese Irritation so allmählich auf, weil ich für mich des Rätsels Lösung gefunden habe. Ich fühle mich wieder stimmig, wenn ich an den Beichtvater denke.

Der Titel dieses Blogs ist deshalb so gewählt, da ich nicht weiß, ob ihr Säue oder etwas anderes seid und die Perle als Perle sehen könnt.

Im Kern geht es beim Lebenslauf des Beichtvaters Josephus Famulus um einen Einsiedler, der durch schlichtes Zuhören den Menschen zu einem seelischen Gleichgewicht verhilft (Momo-like). So lange, bis er selbst einmal in Not gerät und bei einem älteren und scheinbar erfahreneren Kollegen Hilfe sucht. Dieser – Dion Pugil – hat jedoch genau das gleiche Anliegen und ist ebenfalls in Not!

Durch Zufall erfährt Dion zuerst von der Not Josephus und verschweigt die eigene diesem gegenüber. Es kommt wie es kommen muss: Josephus tritt als Diener in die Arbeit Dions ein und führt diese nach Dions Tod weiter. Am Grab erfährt Josephus vom Geheimnis Dions.

Was wäre gewesen, wenn beide zu gleicher Zeit zu ihrer Not gestanden hätten?

Sie hätten beide gleichermaßen ein Wunder erlebt. Menschsein. Das Geheimnis, dass ich mich in meiner Not einem scheinbar anderen Menschen in Not nicht zurückhalten muss. Jeder darf sich offenbaren, so wie er gerade ist. Nichts ist heilsamer. Gerade in der jetzigen Zeit.

Zeige deine Wunde. Beuys lacht und ich auch 🙂

Grüße an alle Glasperlenspieler und Perlentaucher.

Und danke an einen Menschen, der mir gerade noch in Erinnerung gerufen hat, dass es zu diesem Thema ein ganz besonderes Video gibt, was ich schon längst kannte! Es ist verlinkt weiter oben im Geheimnis… Dieses Video macht nochmal eindeutig klar, dass Dion Pugil definitiv eine falsche Entscheidung getroffen und sich nicht ehrlich mitgeteilt hat. So hat er den nahen Kontakt zu Josephus verhindert und es kam so nicht zu einer tiefen Verbundenheit, die möglich gewesen wäre. Denn wo zwei oder drei, in meinem Namen versammelt sind…