Archiv der Kategorie: Berühmte Persönlichkeiten

Bruno Gröning

Von ihm sollte jeder mal gehört haben.

Warum? Weil er vielen Menschen nach dem 2. Weltkrieg geholfen hat, wieder gesund zu werden und ein beschwerdefreies Leben zu führen.

Warum du ihn nicht kennst oder noch nie von ihm gehört hast? Weil er in der Ärzteschaft und in den Strukturen unserer Gesellschaft nicht hineinpasste. Deshalb wurde auch versucht, ihn vergessen „zu machen“.

Doch leider hat es nicht geklappt. Zum Glück.

Der Filmemacher und Multitalent Thomas Busse hat einen neuen, einzigartigen Film über Bruno Gröning und sein Wirken herausgebracht, der seit gestern verfügbar ist.

Ich habe ihn bereits gesehen und kann ihn wirklich nur empfehlen. Die 11,90 Euro lohnen sich. Einfach kaufen und der Link wird einem per Mail zugeschickt.

Weitere Infos zum Film und zum Kauf gibt es in folgendem Tweet zu lesen. Einfach draufklicken.

Liebe Grüße, Julia

Illuminati

Es werde Licht!

Und in Wirklichkeit fing alles mit dem unsichtbarsten äh… unfühlbarsten Gefühl aller Gefühle an: dem Ekel.

Da ich gerade innere Arbeit mit meinem Nervensystem praktiziere auf Grundlage der Polyvagaltheorie, stolpert man während des Prozesses auch irgendwann über das ungefühlte Gefühl des Ekels. Ich könnte anstatt Ekel auch Übelkeit schreiben, weil es sich „angenehmer“ liest – mach ich jetzt aber nicht. Hätte ich früher gemacht 😉

Da das Gefühl des Ekels auch in wissenschaftlichen Kreisen noch sehr im Dunkeln verborgen liegt, wollte ich da einfach mal mit meiner Taschenlampe hineinleuchten.

Damit ihr mir folgen könnt, beschreibe ich euch meinen Leuchtweg:

Zuerst landete ich tatsächlich bei Jean-Paul Sartre, der ein Buch mit dem Titel „Ekel“ verfasste. Schnell bin ich auf die Information gestoßen, dass er es hätte eigentlich ganz anders benennen wollen: Melencolia – angelehnt an Albrecht Dürers Kupferstich Melencolia I.

Tja – dann bin ich mal wieder bei diesem angeblich so rätselhaften Kupferstich von Dürer gelandet:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Melencolia_I

Ich könnte mich an diesem Bild Stunden erfreuen, weil es einfach zahlreiche Details enthält und diese doch nicht zum Kern führen. Nicht zuletzt das abgebildete magische Quadrat rechts oben lässt Zahlenherzen höher schlagen :-)))

Doch warum nur zerschlägt sich alle Welt die Köpfe über dieses Bild?

Zwischendurch habe ich mir mal noch eine Dokumentation herausgesucht, wie solch ein Kupferstich überhaupt hergestellt wird:

Ich kann nur sagen: der Dürer war wirklich ein Künstler und Genie. Faszination pur, wenn man sich vorstellt, wieviele Stiche notwendig waren für solch ein Bild voller Details, Schattierungen und Verzierungen!

Jetzt nur nicht ablenken lassen 😉

Ich frage mich die ganze Zeit: warum nur blickt diese engelsgleiche Gestalt so traurig vor sich her? Geld hat sie genug, rechts vor ihr ist ein Geldbeutel mit 3 Knöpfen zu finden – und ein Schlüsselbund, ein Zeichen großer Macht. Tja, das hilft leider alles nichts… Auch all die mentalen Verschwurbelungen, die man sich durch dieses Bild antun kann, führen nicht zum Ziel und nicht zum Kern… (Kreisspiegelung, Anzahl der Leitersprossen, Waage, Sanduhr, bla bla bla) Alles Ablenkungsmanöver! Ich möchte gar nicht wissen, wie sehr Dürer in sich hineingegrinst haben muss, als er sein Kunstwerk anfertigte.

Vom Blick her schaut sie ins Leere, ganz teilnahmslos (Starre, dorsaler Vagus, Polyvagaltheorie). Hält man jedoch das eine Auge zu, könnte man meinen, sie schaue ins Licht. Hält man das andere zu, schaut sie auf den Polyeder. Ein etwas verzerrter Würfel, dem bereits zwei Kanten abgeschnitten wurden, vielleicht mit der am Boden liegenden Säge?

Ich nehme jetzt einfach an, dieser Polyeder sei aus Stein. Welche Werkzeuge benötigt denn ein Bildhauer? Genau, fast alles, was da so auf dem Boden herumliegt. Inklusive dem Hammer und der… Ja wo ist sie denn, die Meißel??? Kein Wunder, der Künstlerin fehlt ihr Werkzeug! Das, was Dürer beim Erstellen dieses Kupferstiches wie eine Feder führte, das fehlte der sich der Melancholie hingebenden Gestalt, um ihren Polyeder weiter zu bearbeiten.

Es ist also das Unsichtbare im Sichtbaren, was dieses Kunstwerk zum Rätsel macht.

Und die eigentliche Frage müsste doch lauten: welches Werkzeug fehlt euch noch, um wieder lebendig und voller Freude zu werden?

In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Start in die neue Woche mit vielen Impulsen, um herauszufinden, was euch persönlich wirklich fehlt, um lebendig zu werden und das eigene Licht zum Leuchten zu bringen.

Albrecht Dürer – ein Licht(u. Schatten)arbeiter 😉

Alles Liebe, Julia

Was tun?

„Es geht darum, das Mitgefühl in diesen Menschen zu erwecken. Es ist wichtig, dass wir dieses Drittel, dass sie immer mehr das, was sie fühlen, aussprechen und drauf beharren, damit die anderen mehr Mut kriegen, zu sich selbst und zu ihrem Mitgefühl zu stehen.“ (Arno Gruen über die Unterbrechung des Prozesses der Selbstentfremdung)

Falls ihr für die Zeit zuhause noch etwas Schmökern möchtet, lege ich euch die Bücher von Arno Gruen sehr ans Herz, insbesondere:

„Der Verrat am Selbst – Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau“

„Der Fremde in uns“

„Ich will eine Welt ohne Kriege“

Alles Liebe, Julia

Was haben Novalis und Alanis Morissette gemeinsam?

Auf meinem Weg heute durch das schnucklige Gengenbach, seiner Engelgasse und dem wunderschönen Adventskalender mit Motiven aus dem Kleinen Prinzen kam ich ganz am Ende an einem Fenster mit selbstgemalten Bildern vorbei. Eines davon hatte ganz viel von meinem Lieblingsblau 🙂 Daneben konnte man unten stehendes Gedicht von Novalis lesen.

Gestern fand ich durch Zufall ein sehr fundiertes und erkenntnisreiches Interview, in welchem Alanis Morissette einem kanadischen Mediziner (Dr. Gabor Maté) sehr interessante Fragen stellte. Nicht zuletzt aufgrund diverser Nachfragen, was Hochsensibilität angeht. Ich habe es mit großer Neugier als auch einem ständig anwesenden Schmunzeln verfolgt, da Alanis ihrem Gast kaum Raum zum Antworten ließ – er musste sich regelrecht durchkämpfen, was Dr. Maté wohl sonst nicht ganz so gewohnt ist 😉

Eigentlich sollte die Antwort der Titelfrage meines Blogbeitrags lauten: Von beiden schenke ich euch in diesem Blogbeitrag einen wundervollen Auszug ihrer Arbeit. Jedoch kam mir jetzt beim Schreiben etwas ganz anderes in den Sinn. Mir wird gerade klar, dass in beiden Werken – sowohl im Gedicht von Novalis als auch im Interview von Alanis – die gleiche Grundmelodie zu erkennen ist. Genauer gesagt: zu erfühlen.

Ich wünsche euch viel Fühlfreude mit beiden Werken und eine frohe Weihnacht!

Liebe Grüße,
Julia

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die, so singen oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die Welt wird zurück begeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit werden gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die wahren Weltgeschichten,
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.

Novalis (aus dem Romanfragment: Heinrich von Ofterdingen)

Kennst du das auch?

Danke an Hermann & Kathi 🙂

Die Kombination beider Videos finde ich einfach unglaublich…

Und beide fragen am Schluss: „Kennst du das auch?“

Euch allen ein wunderbares Wochenende,
Julia

Worte eines Hochsensiblen?

„Dabei sind mir die Aufmerksamkeit und Zuneigung meiner Profizeit nicht gut bekommen. Die Menschen und ihre Emotionen waren mir nie egal. Ich konnte nie so etwas wie eine Gleichgültigkeit ihnen gegenüber entwickeln. Und dabei habe ich mich vergessen.“

Sebastian Deisler, ehemaliger Fußballprofi (aus: Zurück ins Leben, Michael Rosentritt)

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PS.: Die neu gedrehte Dokumentation über Hochsensibilität („Sensitive – The Untold Story„) von Elaine Aron ist jetzt für die Allgemeinheit auf Englisch verfügbar über die Plattform VHX, man kann die Dokumentation ausleihen oder kaufen. Die DVD mit entsprechender Übersetzung kommt wohl in ein paar Wochen auf den Markt…

Mesut Özil – hochsensibel?

Wie immer kann ich leider nur vermuten, dass Mesut hochsensibel ist. Wissen und für sich selbst beurteilen kann das nur diejenige Person selbst…

Ich hoffe insgeheim nur, dass Mesut nicht das gleiche Schicksal ereilt wie Deisler, Enke & Biermann. Ist die Fußball-Welt tatsächlich so stur und lernunwillig? Kann ich mir nicht vorstellen…

Diesen kurzen Blog starte ich mit einem Zitat über den Wechsel im Jahr 2013 von Özil von Madrid nach Arsenal: (Kloppo)

„Der 50-Millionen-Deal sorgt auch bei Real Madrid weiter für Wirbel. Nach Informationen des Sportblatts „As“ äußerte sich der Portugiese Ronaldo verärgert darüber. „Der Weggang von Özil ist eine sehr schlechte Nachricht für mich“, zitierte das Blatt am Mittwoch den Portugiesen. Im Trainingslager seiner Nationalelf habe Ronaldo immer wieder gesagt: „Ich bin wütend über Özils Weggang.“ Kein anderer Spieler kenne seine Laufwege vor dem gegnerischen Tor so gut wie der Deutsche. Auch andere Real-Profis wie Weltmeister Sergio Ramos oder Alvaro Arbeloa hatten den Özil-Verkauf bedauert.

Weiteres Zitat:

„Er bringt diese Gelassenheit am Ball mit, die du brauchst. Ich denke, er hat sie in den ganzen Klub gebracht. Er kann jeden Ball spielen. Er hat das, was man von einem Mittelfeldspieler will. Er hat Zeit. Es sieht so aus, als würde er nur für sich in seinem Garten spielen.

Weiter gehts mit:

„Schon in den ersten Gesprächen mit Trainer Arsene Wenger habe ich das gespürt, was mir zuletzt gefehlt hat. Jetzt werde ich alles tun, um dieses hundertprozentige Vertrauen dem Verein und den Fans zurück zu geben. Ich will helfen, dass Arsenal wieder Titel holt.“

Aha – endlich habe ich wohl den eigentlich Grund gefunden, warum Mesut überhaupt gewechselt ist – so leicht war das gar nicht herauszufinden:

„Doch sie verkauften ihn. Dabei wollte Özil wirklich bei Real bleiben. Als bester Vorbereiter der vergangenen drei (!) Spielzeiten sprach eigentlich nichts dagegen. Doch: „Er hat die Erwartungen nicht zu hundert Prozent erfüllt, war nicht konstant genug“, sagte Paul Breitner, der regelmäßig mit seinem Ex-Klub Real in Kontakt steht, der AZ.“

Nun – das Problem bei vielen Hochsensiblen ist die Konstanz der Leistung. Bei Hochsensiblen muss vieles mehr im Umfeld stimmen, damit die entsprechende Leistung abgerufen werden kann. Das hat nichts mit Weicheiertum und Warmduscher zu tun – die Reize, die bei einem Hochsensiblen ankommen, werden viel intensiver wahrgenommen und brauchen so viel mehr Zeit, um „verdaut“ zu werden. Deshalb benötigen Hochsensible auch so viel Rückzug.

Aber auch deshalb ist Özil überhaupt dazu fähig alles, was auf dem Fußballplatz passiert, aufzusaugen wie ein Schwamm und in Windeseile so zu verarbeiten, dass es zu einem Torabschluss kommt – genauso wie Deisler ist er in der Lage, seine Mitspieler so einzuschätzen, dass diese perfekt den Ball serviert bekommen. Ein wirklich außergewöhnliches Talent!

Das funktioniert allerdings nur, sofern es dem Hochsensiblen gut geht und er seine Kräfte abrufen kann…

Allerletztes Zitat für heute:

„Auch wenn er sagt, dass er sich mit seinem Potenzial „bei jedem Verein der Welt durchgesetzt hätte“, braucht er ein Wohlfühlklima und die ständige Unterstützung der Verantwortlichen.“

PS.: Falls jemand Mesut kennt, darf er ihm diesen Blog gerne weiterleiten – ich weiß, das ist naiv, aber man kann ja nie wissen 😉

Hier noch ein Zitat aus der englischen Presse:

‘I think it’s hard to criticize him, because Özil is Özil,‘ said Mourinho.

‚If you were expecting Özil to be super aggressive and to be running miles and miles from side to side and to show great enthusiasm and aggressiveness, this is not Mesut.

‘If you are waiting for somebody where every time he touches the ball, the ball smiles.

Every time he makes a pass, the ball goes with the right direction, the right speed, the right intensity, this is Özil.‘

Um das Ganze hier jetzt tatsächlich abzuschließen, obwohl es nur ein kurzer Post werden sollte:

Der Fußball braucht hochsensible Spieler. Genauso wie die Welt um uns herum – egal in welchem Bereich – hochsensible Menschen braucht. Hochsensible Fußballer verleihen einem Spiel den Glanz, die Faszination und die Leidenschaft – oh nein, ich will damit nicht sagen, dass normalsensible Fußballer das nicht könnten. Ganz und gar nicht. Aber: Hochsensible Fußballer sind kreative Spieler, die aus dem Affekt heraus mit dem Ball jonglieren können und ihn sich zu eigen machen – das können nicht viele. Man muss allerdings auch damit leben können, wenn solche Spieler für sich Ruhe einfordern um sich wieder zu erholen und Kraft zu tanken. Ein solcher Spieler wie Özil ist kein Haudrauf und auch keine Quasselstrippe (und wird es auch nie werden!) – klar hat die Öffentlichkeit ein Recht zu erfahren, was dieser Spieler denkt – aber auch nur dann, wenn er selbst bereit dazu und in der Lage ist. Hochsensible brauchen Zeit für sich, Zeit um innezuhalten – auch wenn die harte Männerwelt da draußen es nicht wahrhaben möchte.

This is High-Sensitivity!

@ alle Hochsensiblen: schaut ab 8:20 Mesuts 1. Interview

und in diesem Interview schaut ab 1:50; Mesut braucht Vertrauen vom Umfeld – wie jeder andere Hochsensible auch, um seine volle Leistung abrufen zu können

und hier allgemein interessant 😉 So, fertig jetzt :-))) Der Scanner hat wieder zugeschlagen 😦

Wie ein Ei ohne Schale…

…so oder so ähnlich kann man sich Hochsensiblität vorstellen – ein schönes Bild.

Gehört in: Hermann Hesse – Sein erstes Paradies

Weitere Zitate aus dieser Reportage über Hermann Hesse:

– Hermann Hesse wollte (einfach nur) glücklich werden

– Naturmensch

– Bedürfnis der Befreiung (aus dem Lebenskorsett)

– Das luxuriöse Leben widert ihn an.

– „Selbst meine Katze wird fett…“   🙂

– „Doch Leid tut nur weh, wenn du es fürchtest. Leid tut nur weh, weil du es schilst. Es verfolgt dich nur, weil du vor ihm fliehst. Du musst nicht fliehen. Du musst nicht schelten. Du musst nicht fürchten. Du musst lieben. Du weißt ja alles selbst. Du weißt in deinem Inneren ganz wohl, dass es nur einen einzigen Zauber, eine einzige Kraft, eine einzige Erlösung und ein einziges Glück gibt, und dass es Liebe heißt…“

– Er war sehr gesellschaftsscheu (Soirée, Kennst du das auch?)

– Hesse liebte die Einfachheit.

– Auf der einen Seite sehr sesshaft (liebt die Gartenarbeit)… Auf der anderen Seite ein Herumtreiber, muss hinaus in die Welt… 2 Extreme

– Hesses 1. Frau Mia (Maria Bernoulli) hatte eine ganz empfindsame Natur, Sinn für Farben und Formen, ist Fotografin geworden, Ästhetin, Gefühlsperson, kein sehr rationaler Mensch, lebhaft, hat Hesse vergöttert (er brauchte Abstand, sie wollte Nähe – hatte Angst, ihm nicht zu genügen)

– Hesse suchte die Ruhe, er hasste es im Mittelpunkt zu stehen und in der Dorfmitte zu wohnen

– Er war Nomade, er war Jäger, er musste hinaus in die Welt (HSS?)

– Er liebte Bäume. Er baute sein Haus sogar bewusst in die Nähe des alten, großen einzigen Birnbaumes des Wiesengrundstücks.

– Hesse durchlebt solche Nachtmeerfahrten (wie Odysseus in die Unterwelt) ständig…

– Großes Bedürfnis nach Tiefe, was er auch immer ausdrückt

– Sehnsucht nach Sinn

– Und in dieser tiefsten Dunkelheit findet er Perlen, und bringt die auch raus… In der tiefsten Erfahrung seiner größten Dunkelheit findet er diese Perle.

– Hesse ist ein Beispiel für einen Menschen, der sich in Eigenverantwortung selbst befreit – mit all seinen Schwierigkeiten. Er bleibt sich treu und lebt sein Leben. Wegweiser für andere, hoffnungsvoll.

– Hesse war bei C. G. Jung in Behandlung, er hat Hilfe angenommen, Psychoanalyse (Ziel: Raum schaffen, worin die Seele frei ist und sein kann)

–> weitere interessante Erlebnisse von Hesse

Sebastian Deisler

Diesen Post widme ich dem ehemaligen Fußballprofi Sebastian Deisler.

Er war auf dem Fußballfeld ein hochsensibler Spieler, der seine Mannschaftskollegen bis ins Detail genau kannte und von jedem einzelnen wusste, zu welchem Zeitpunkt der Ball wo zu sein hatte, damit das Tor fällt. Diese genauen Pässe und eine unglaubliche Intuition zeichnen hochsensible Spieler wie Sebastian Deisler aus.

Dabei hören hartgesottene Fußballer das Wort hochsensibel nicht gerne, da es mit dem Sensibelchen, mit empfindlich sein und schwach sein verwechselt wird. Für diejenigen habe ich ein anderes Wort parat: Lest anstatt „hochsensibel“ einfach „wahrnehmungsstark“, das trifft es für diese Klientel eher 😉 Hochsensibilität bedeutet ganz einfach, dass das Nervensystem die Reize von außen viel intensiver wahrnimmt und der Körper in der Lage ist, auf Außenreize viel schneller und präziser zu (re-)agieren als dies bei Normalsensiblen der Fall ist. Der Nachteil dabei ist, dass der Körper und das Nervensystem viel länger brauchen, um diese Reizflut zu verarbeiten.

Beim Schreiben dieses Posts gedenke ich gleichzeitig an

– Robert Enke (aktueller Bericht im Spiegel vom 10.11.2014, Bericht suite101, Sportbild; ; NDR –> die Hochsensiblen unter uns Lesern müssen unbedingt ab 19:30 – 21:40 schauen, hier werden einige Stärken der Hochsensibilität sichtbar; Sport Club; Podiumsdiskussion 2014)

– und Andreas Biermann (Bericht in der Zeit).

Im gleichen Atemzug möchte ich aber auch betonen, dass nicht jeder an Depression Erkrankte auch hochsensibel sein muss.

Ich fühlte damals mit Sebastian mit, als er an Depressionen erkrankte, habe ihm sogar eine Genesungskarte geschrieben – keine Ahnung, ob sie jemals ankam. Ich konnte so ungefähr nachfühlen, wie es ihm ging – ca. ein halbes Jahr vorher hatte ich meinen BurnOut.

Hier habe ich einen Artikel in der Zeit gefunden, in dem Sebastian interviewt wurde. (Weiterer Bericht der Zeit, man beachte dort insbesondere die Leserkommentare; DSF)

Ein weiteres sehr gutes Interview von Sebastian, was auf Hochsensibilität schließen lässt, wurde von 11 Freunde geführt. Folgendes Zitat kann nur von einem uneigennützigen Hochsensiblen kommen: „Mir ging es darum, andere neben mir gut aussehen zu lassen. Der Nebenmann merkt, oh, da kommt was Positives rüber, dann gebe ich zurück.“ So denkt der Durchschnitts-Fußballprofi nicht. Und genau das ist eine Stärke von Hochsensibilität!

Ich würde mir wünschen, Sportpsychologen und Sebastian Deisler selbst würden seine Sätze unter dem Aspekt der Hochsensibilität lesen. Sebastian würde wohl das Herz aufgehen…

Wie gerne würde ich mit diesem ehemaligen Spitzensportler einen Kaffee trinken gehen. Wie hilfreich wäre es wohl gewesen, wenn die Fachleute um Sebastian herum gewusst hätten, dass es so etwas wie Hochsensibilität gibt? Sowas macht mich traurig – ich spüre schon fast sowas wie Ohnmacht… Zum Glück hat er noch den Absprung geschafft. Was für ein Talent! Ich würde mich freuen, wenn er seine Fußballschule für Jugendliche eröffnen würde – der Mann braucht sinnvolle Arbeit…

Wisst ihr, wie sehr ich mich gerade zusammennehmen muss, um nicht laut durch meine Wohnung zu schreien? Das schreit doch nach einem hochsensiblen, empfindsamen Menschen. Es ist wirklich unglaublich!!!

Falls meine Vermutung mit der Hochsensibilität zutreffen sollte, hätte es ganz einfache Lösungsansätze für Sebastian gegeben, die seine Reizoffenheit im Zaum gehalten hätten:

– Weniger Auftritte in den Medien (er hatte sich ja schon selbst versucht zu schützen)

– Regelmäßige Ruhezeiten mit keinerlei Input, allein sein muss ermöglicht werden, keine anderen Spieler außenherum (selbst nette Unterhaltungen in kleinem Kreis können anstrengend sein)

– Einfachheit in Allem, insbesondere der Tagesstruktur (Reduzierung der Außenreize); lieber wenige und längere Tätigkeitsblöcke um sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren als viele und kurze Tätigkeitsblöcke (wie z.B. Aufstehen, Frühstück, Interview, kurze Trainingsphase, Autogrammstunde, nächste Trainingsphase, …); andere normalsensible Spieler können die vielen Außenreize besser filtern; für viele Trainerwechsel und viele Veränderungen in der Umgebung benötigen hochsensible Spieler mehr Gewöhnungszeit – Hochsensible sind Gewohnheitstiere, für die die Umgebung erst einmal für sie stimmen muss, damit sie ihre Leistung voll abrufen können

– Hochsensible machen sich aus monetären Mitteln nichts; sie benötigen dafür Ehrlichkeit im Miteinander und Zuspruch; Spieler wie Sebastian brauchen mehr mentalen Zuspruch und Unterstützung

nichts lesen, was die Medien über einen berichten. Nichts!

Längerfristige Auslandseinsätze müssen sorgfältig erwägt und geplant werden – andere Kultur, Sprache, Essen, Klima, Trainingsmethoden, Spielercharaktere sind alles Faktoren, die einen hochsensiblen Spieler viel leichter aus der Bahn werfen können als normalsensible Spieler. Die gesamte Umgebung muss bei einem Hochsensiblen einfach passen, damit er seine volle Leistung abrufen kann!

Hochsensible Fußballspieler brauchen unbedingt einen Ansprechpartner, der sie ernst nimmt. In der Bundesliga sollte es ein Psychologe sein! – in den Klassen darunter sollte es ein Betreuer oder was auch immer sein, der sich dediziert um solche Spieler kümmert (ob offiziell oder nicht, spielt keine Rolle). Hochsensible können Rückschläge viel schlechter verarbeiten als Normalsensible. Sie können nicht einfach einen Haken dran machen – das funktioniert so nicht!!!

Der hochsensible Spieler selbst muss wissen, dass es so etwas wie Hochsensibilität gibt. Ihm werden einige Dinge klarer werden und viele negativ behaftete Situationen von früher lassen sich so besser erklären und nachvollziehen. Es müssen im übrigen nicht alle Kriterien der Hochsensibilität zutreffen – es kann also durchaus hochsensible Fußballspieler geben, die gerne in der Menschenmasse einkaufen gehen oder die sich gerne Horrorfilme anschauen 😉

Wären diese Lösungsansätze im Profisport mit aktuell geforderter Medienpräsenz so überhaupt möglich?

Könnte mal bitte auch jemand mal Jogi Löw ins Ohr flüstern, dass Mesut Özil ebenfalls hochsensibel sein könnte? Ein Gedanke daran könnte wertvoll sein – für den Fußball als auch vor allem für Mesut selbst…

Wenn man um diese Umstände nicht weiß und man nach erfolgter Psychotherapie die Depression wieder im Griff hat, rauscht man nach kurzer Zeit (und unverändertem Verhalten) in die nächste depressive Phase… Deshalb berichten auch manche Depressive, dass sie eigentlich gar nicht so genau sagen können, warum sie überhaupt in diesen Zustand hineingeschlittert sind.

(Interview Beckmann, Jahr 2004; Traumziel Fußballstar 01 02 03 04 05 06; Sportschau; ZDF; DSF; Bericht in der Welt; Bericht bei 11Freunde)

Hier jetzt aber noch wichtige Zitate von ihm im Interview (aus der Zeit) – lest sie und denkt parallel dabei an Hochsensibilität und was sie ausmacht. Los gehts:

„Ich bin vielleicht empfindsam, aber nicht empfindlich, schon gar nicht schwach, wie viele denken.“

„Es war ein bisschen so, als sei ich auf eine ewige Klassenfahrt geraten. Da gibt es doch auch immer die Lauten, die Bestimmer – und die, die lieber um neun im Bett wären, aber bei der Kraftmeierei mitspielen, um nicht ausgelacht zu werden. So habe ich mich gefühlt. Ich wollte auch hart sein, grob sein. Das steht auch so im Buch: Abends habe ich in meiner Wohnung gesessen, jeder da draußen kannte mich, ich war fußballerisch ganz oben, vor der Tür stand ein dickes Auto, aber nichts davon hat mich glücklich gemacht. Ich habe mich gefragt: Und das soll jetzt das Ziel sein? Ich war todtraurig. Ich habe gegen meine Natur gelebt.“

„Wenn die anderen im Mannschaftsbus Karten gespielt haben, habe ich aus dem Fenster geschaut. Ich bin mit der U-15-Nationalmannschaft einmal nach Griechenland geflogen, die erste weite Reise, die der Fußball mir ermöglicht hat. Wie habe ich mich gefreut: Griechenland! Ich habe mir vorher Fotos angeschaut, mich da hineingeträumt. Als wir dann da waren, habe ich aus dem Bus ständig die Zitronenbäume angeschaut. Zitronenbäume in freier Natur, nicht im Gewächshaus!

„Ja. Aber ich will den anderen nicht vorwerfen, dass sie keine Zitronenbäume sehen. Man muss hart sein in diesem Geschäft, rigoros, zugreifend. Ich habe zu lange geglaubt, ich könnte fehlende Härte wettmachen durch besseren Fußball.“

„Fußball ist für mich keine finstere Schlacht, kein Krieg. Fußball ist doch etwas, das Freude bringen soll, oder?

„Wenn man sich einige dieser Journalisten genau anschaut, sagt man sich: Das ist ja ein Wahnsinn, dass die alles über mich schreiben dürfen! Diese Oberflächenschwimmer! Einige von denen haben keine Ahnung, kein Gewissen, aber die Macht, für Millionen Menschen ein Bild von mir zu zeichnen. Und wenn man dieses Spiel nicht mitspielt, wenn man ihren Ansprüchen nicht folgt, ist man derjenige, der als nicht normal gilt. Heute frage ich mich, ob das System, das ich verlassen habe, vielleicht kranker ist, als ich es war.“

„Ich habe versucht, die Probleme auf dem Fußballplatz zu lösen. Das hätte mir gereicht: ein gutes Spiel und zufriedene Menschen. Den ruhigen Weg gehen können, das habe ich mir damals gewünscht.“

Ich bin unglücklich geworden, als ich versucht habe, andere glücklich zu machen. Ich fühlte mich wie ein trauriger Clown.“

Zitat der Zeit: „Auffallend häufig erkranken sensible, hochbegabte Menschen, oft Prominente wie der Popmusiker Robbie Williams oder der Schriftsteller David Foster Wallace.“

„Bayern ist sein Traumverein – und Deisler hofft, zwischen all den Stars nicht mehr aufzufallen.“

Deisler: „Meine Schwester hat damals ihren Beruf als Arzthelferin aufgegeben und ist zu mir nach Berlin gezogen, damit ich jemanden zum Reden habe.“

„Ich habe mich nicht getraut, mit denen darüber zu reden. In der Bayern-Kabine Mensch zu sein ist gar nicht so leicht. Das schaffst du nur, wenn du dir sagst: Ich bin der Größte. Du baust dich auf und unterdrückst deine Gefühle.

„Ich habe lange gehofft, dass meine Freude am Spiel selbst so groß ist, dass ich alles andere wegdrücken kann. Aber das ging nicht.“

„Ich – und andere auch – hätte Zuspruch gebraucht.“

„Nach seiner Rückkehr aus der Klinik kann sich Sebastian Deisler aus dem Strudel von alten Ängsten und immer neuen Verletzungen nie mehr richtig befreien. Schubweise kehrt die Depression zurück. Felix Magath wechselt ihn spät ein oder früh aus – Deislers Können blitzt nur dann noch auf, wenn der Trainer ihn unangekündigt aufstellt, regelrecht ins Spiel wirft, sodass Deisler keine Zeit hat, Beklemmungen zu bekommen.“

Jürgen Klinsmann: „Für mich ist es die größte Enttäuschung, dass es uns nicht gelungen ist – und da meine ich alle in Deutschland –, Sebastian Deisler beim Fußball zu halten“

Uli Hoeneß: „Er ist einer der besten Spieler, die es in Deutschland je gegeben hat. Deswegen ist das so unverständlich. Aber diesen Kampf haben wir verloren“

„Wissen Sie: Einige haben mich hinter vorgehaltener Hand »die Deislerin« genannt. Die konnten mich nicht mehr ertragen. Und ich konnte damals auch ein paar Gesichter nicht mehr sehen. Ich habe bis heute niemandem zurückgeschrieben.“

„Im Kern geht es um die Frage, wie sehr es sich bei Deislers Geschichte um das Einzelschicksal eines sensiblen Menschen handelt und wie sehr um eine Parabel auf die menschenfressende Gier des Sportbusiness. Die größtmögliche Wucht öffentlichen Interesses schien ausgerechnet den verwundbarsten Menschen getroffen zu haben. Am Ende seiner Karriere stehen 135 Erstligaspiele, 36 Länderspiele, null WM-Teilnahmen.“

„Toll war: Das Spiel lief wie von alleine. Ich war eins mit ihm. Es kam zu mir.“

Ottmar Hitzfeld: „Dass Sebastian Deisler dem deutschen Fußball verloren gegangen ist, sollte uns alle nachdenklich machen“

Deisler: „Vielleicht werde ich das Oberbadische Volksblatt abonnieren. Ich will wissen, ob in der Nachbarstraße Bäume gepflanzt werden sollen. Ich hatte, als ich Profi war, meine Heimat verloren. Nein: Ich habe sie selber gestrichen. Ich dachte, dass ich nie wieder zurückkehren würde. Jetzt sitze ich auf meinem Balkon. Ich werde langsam ruhiger. Ich bin aber noch nicht da, wo ich sein will. Mir fehlt noch ein Viertel des Weges, glaube ich.“

„Vielleicht mache ich eine Fußballschule auf, hier in der Nähe. Einen Ort für Kinder und Jugendliche, die Spaß haben an diesem Sport. Diese Schule würde ich zu meinen Bedingungen führen, ohne Drill und ohne den Anspruch, kleine Helden hervorzubringen. Ich will endlich eine schöne Geschichte vom Fußball erzählen.

„Ich war nicht schwach. Ich war zu sensibel für das große Fußballgeschäft. Man muss härter sein als ich, schreiben Sie das ruhig. Das ist die Wahrheit. Und trotzdem habe ich immer weitergemacht. Ich hatte sieben Operationen! Und ich bin sieben Mal wieder aufgestanden! Sieben Mal!“